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AMA / E2
SAISON 2017 / 2018

Wie eine Flasche leer!

AMATEURE Blitzturnier

6 Punkte / 7:16 Tore

Nach so einem versemmelten Auftritt ist die Suche nach den allgemeinen und besonderen Ursachen nicht unbedingt erfolgreicher. Sie stolpert gleichsam mit durch den Nebel obskurer Gründe und potentieller Begleiterscheinungen, die allesamt einen opaken Brei der Wahrscheinlichkeit ergeben, durch den der Blick auf die Wahrheit letztlich verstellt bleibt. Und doch tut Aufklärung Not, denn der Schmerz der gezeigten Turnierleistung sitzt tief und muss ein wenig gepflegt werden wie ein Paar wund gekufter Füße. Letztlich dürfte ein grandioses Patchwork von harten und weichen Faktoren die entscheidende Rolle gespielt haben bei diesem alles andere als solventen fußballerischen Vortrag am heutigen Vormittag auf heimischen Platz, vor heimischer Kulisse und bei allerfeinstem Fußballwetter.

Zumindest eine Zahl ist sicher und kann an dieser Stelle genannt werden: Unsere Trainingsquote der letzten sechs Wochen (seit dem Viktoria-Spiel!) liegt bei sage und schreibe 56 Prozent, eine erschreckende Bilanz, zumal 10 Tage Trainingsausfall durch die Herbstferien nicht mitberechnet sind. Wäre ich Rektor an einer Kiezschule, müsste ich jetzt wohl einen Brandbrief an die Senatsverwaltung schicken. Aber zum Glück spielen wir nur Fußball, wenngleich zur Zeit einen ziemlich prekären.

Wir hatten einige Verletzte, viele Erkrankte, zwei Klassenfahrten und allerlei andere individuelle Ausfallgründe, die jeder für sich gar nicht schlimm und durchaus entschuldbar sind, in der Summe aber zu dem führen, was wir heute gesehen haben. Eine Mannschaft, die ziemlich von der Rolle ist und ihren Rhythmus sucht, die viele kleine Fehler produziert und vom ersten Augenblick an unkonzentriert wirkt, erschöpft, ungeordnet und fahrig, die zwar neben dem Platz immer für ein Spielchen zu haben ist, auf dem Platz aber schnell ihr spielerisches Selbstverständnis verliert, sobald sie einmal in Rückstand gerät oder auf eine etwas kompaktere oder ausgefeiltere Spielkultur trifft. Verschreckt wie ein Kind, das nur Rückenwind und permanentes Lob kennt.

Zwei mal werden wir innerhalb von 18 Minuten mit 0 : 5 regelrecht abgefertigt von zwei unterschiedlichen Mannschaften, die nicht viel besser besetzt sind als wir, die jedoch körperlich und mental deutlich frischer und präsenter wirken - und dies, obwohl sie zum Teil bereits am Vortag an einem Turnier teilgenommen haben. Nur eine von den drei eingeladenen Mannschaften liegt uns, gegen die beiden anderen reicht es in 4 x 18 Minuten nur zu zwei mickrigen Törchen bei unglaublichen fünfzehn Gegentreffern. Nicht mal einen einzigen Punkt ringen wir ihnen ab.

Schon ein einziger Gegentreffer reicht aus, um den Kopf hängen zu lassen. Statt uns gegenseitig wachzurütteln, laufen wir permanent ins offene Messer der planlosen Eröffnung und beginnen konfus nach vorne zu dribbeln. Statt den Ball einander sauber zuzuspielen, um mehr Sicherheit in unsere Aktionen zu bekommen, dreschen wir ihn unkontrolliert und ohne Augenmaß ins Habdichwohl. Keiner vertraut dem anderen, aber was noch schlimmer ist, keiner vertraut sich selbst und seinem Können, alle haben plötzlich Angst, den nächsten Fehler zu begehen. Also wird die Verantwortung abgegeben. Alles bleibt gelähmt stehen, nichts läuft mehr zusammen. Kaum ein Spieler bäumt sich auf, beinahe jeder verwandelt sich innerhalb von Minuten zu einem Nervenbündel, dem selbst leichteste Dinge nicht mehr gelingen und dem jegliche Handlungsschnelligkeit abhanden gekommen zu sein scheint. Oder ist sie etwa gar nicht vorhanden?

Fußball ist immer auch eine Kopfsache. Und manchmal ist der Kopf halt wie eine Flasche leer!

Einige Spieler von der einen oder anderen eingeladenen Mannschaft mögen zudem ziemliche Blödbacken sein und bleiben, weil sie das Gegenteil von nett oder sympathisch sind. Doch neben ihren unterirdischen und wirklich alles andere als höflichen Beleidigungen nehmen sie zumindest die Zweikämpfe an und rackern im Spiel, was das Zeug hält. Warum nicht sie und ihre dämlichen Beleidigungen einfach ins Leere laufen lassen und den Ball rechtzeitig abspielen und untereinander zirkulieren lassen? Ein bisschen kühlen Kopf bewahren und dem andern zeigen, dass man hier noch lange nicht heult, selbst wenn es zehn bittere Kirschen gegen einen werden, was dann niemals passieren wird!

Das müssen wir also noch lernen: diese praktische Fähigkeit einer motorisch-mentalen Einstellung auf den Punkt genau, auf ein Spiel, auf ein Turnier, auf eine auszuführende Aktion hin abzurufen. Diese Abgebrühtheit und fußballerische Routine fehlt uns noch, und so zeigt sich einmal mehr an solch einem großen Wettkampftag, dass wir nicht nur keine gute Turniermannschaft sind, sondern dass es insbesondere diese Form des Wettkampfes selbst ist, bei der wir noch viel lernen und für die Zukunft mitnehmen können, auch wenn es heute wieder einmal richtig weh tat. Es kann nur besser werden, selbst wenn es noch einmal schlechter wird. Aber das wird es hoffentlich nicht.

Rankommen, weiter!

[BLITZTURNIER 6 x 18 Min. / 5. NOVEMBER 2017]


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3. Platz

Es spielten: Samy, Julius F., Albion, Ruben, Ion, Gabriel, Luca, Fynn, Julius T., Kolja


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