AMA U15 - SC Borsigwalde U15
3 : 1
Kurz nach Ostern ist der Körte ein wunderbarer Ort, ein Barometer der Seele. Scheint die Sonne, blüht das Gemüt mit den drei Obstbäumen auf dem kleinen Rasenstück vor dem alten Gasometer fröhlich auf. Ist es frisch und geht ein eisheiliger Wind, knöpft man sich die Jacke besser bis zum Kinn zu. Als Zuschauer ist man immer nah dran am Spielgeschehen, kann sich aber auch heimlich absetzen, wenn es auf der gepflasterten Plattform hinter der Barriere zu eng oder zu laut wird.
Der Sportplatz, der wie mit spitzen Fingern in die Tiefe der Häuserschluchten eingelassen wirkt, ist Sportgelände und Kiezoase in einem. Die wuchtige Rotunde des ehemaligen Gasometers verleiht ihm eine zusätzliche Aura. Was die wenigsten wissen, die Spielfläche als solche ist extrem klein und für ein Großfeldspiel eher unangemessen. Sowohl in der Breite als auch in der Länge fehlen ein paar Meter. Kombinieren und Spielaufbau werden zur Kunst, Ballbesitz zur technischen Meisterleistung. Spiel und Ort transformieren sich ins Modellhafte.
Tebe hatte im Pokalspiel bereits seine Liebe Mühe mit dem engen Raum, und auch wir mussten zu Beginn der Partie gegen Borsigwalde das stürmische und kollektive Anlaufen des Verbandsligisten erst einmal in den Griff bekommen. Bei den eröffnenden Flachpässen in die Tiefe fehlte oft eine Viertelsekunde Handlungsschnelligkeit, so gingen wir bald zu längeren Bällen der Außenverteidiger in die Spitze über. Aber auch zu geschickten mutigen ersten Dribblings der Innenverteidiger durchs Zentrum setzten wir an, die uns im Mittelfeld eine Überzahl erbrachten und somit den Ball geschickt bis in den Strafraum kombinieren ließen. Zwei mal gelang uns auf diese Weise ein geschmeidiger dynamischer Durchbruch, zwei mal verwandelten wir dabei auf nahezu identische Weise den Angriff mit einem sauber heraus gespielten Treffer.
Dem frühen Führungstreffer war jedoch recht schnell der Ausgleich gefolgt nach einer unglücklich verteidigten Ecke. Mit dem zweiten Treffer nach zwanzig Minuten demonstrierten wir wiederum Nervenstärke. Im Mittelfeld wurde hart um jeden Ball gekämpft. Die Borsigwalder brachten ihre wuchtigen Körper kraftvoll, aber absolut fair ein. Es hieß, sie hätten ihren Kader mit ein oder zwei B-Jugendlichen aufgefüllt, um überhaupt elf Spieler auf den Platz zu bekommen. Wie auch immer, spielerisch war zunächst kein Klassenunterschied zu erkennen. Wir versuchten, zu kombinieren, der Gegner dagegen, den Ball schnell zu erobern und uns durch hohes Pressing zu Fehlern zu provozieren.
Einmal trat einer unserer Innenverteidiger beim Rückpass tatsächlich in den Rasen statt gegen den Ball - jetzt ging es ganz schnell: Ballverlust, Pass des Gegners in die Tiefe auf einen davon eilenden Angreifer. Da aber schon der Abseitspfiff des Schiedsrichters, der den Durchbruch zur Aufregung des einen Gästetrainers kappte! Nicht nur in dieser Situation drückte dieser Trainer seine Unzufriedenheit über die Schiedsrichterentscheidung lautstark aus und entwertete das eigentlich sehr freundschaftliche Sonntagstreffen. Aber wer weiß, wie sich das Spiel entwickelt hätte, wenn nicht auf Abseits entschieden worden und der erneute Ausgleich gefallen wäre?
Auf der anderen Seite: Insbesondere in der zweiten Halbzeit forcierten wir unser Spiel deutlich, ließen den Ball noch präziser und klarer laufen und boten dem Gegner nur noch wenige Gelegenheiten, gefährlich vor unser Tor zu kommen. Dieser schien nach einer kurzen Druckphase ohnehin mehr und mehr an Motivation und Kraft zu verlieren. Tribut sicherlich auch an den Umstand, keinen einzigen Auswechselspieler zur Verfügung gehabt zu haben. Wir dagegen konnten sogar einige Spieler auf ungewohnten Positionen ausprobieren. Im Aufbauspiel wirkten die Borsigwalder nicht gerade kreativ und beschränkten sich vornehmlich auf lang herausgeschlagene Bälle. Nun ließ auch ihr Pressing deutlich nach und wir bekamen weit mehr Platz für unsere Kombinationen.
Der finale Treffer fiel zwar erst fünf Minuten vor Abpfiff, aber er lag lange in der Luft und wurde mehrfach bei guten Abschlüssen vom sehr gut parierenden Gästekeeper vereitelt. Bei dem satt ins linke Ecke abgeschlossenen Schuss des rechten Außenstürmers nach schöner gemeinschaftlicher Vorarbeit über die linke Seite war er dann allerdings machtlos. Der Treffer war ein schöner Schlusspunkt in diesem an sich fairen und durchaus spannenden Spiel und unterstrich noch einmal unsere gute Leistung. Dafür, dass wir in den Ferien weder trainiert, noch gespielt hatten, wirkten wir insgesamt schon wieder sehr spielfreudig. Kein Wunder an diesem sonnigen wunderbaren Ort!
[Testspiel / So. 24. April 2022]