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AMA / C1
SAISON 2021 / 2022

Grünauer Dialektik

Grünauer BC U15 - AMA U15

1 : 5

Wenn ich diese Saison eines gelernt habe, dann die große Cruyffsche Regel: "In jedem Nachteil steckt ein Vorteil". Den zu suchen und sich anzueignen, ist ein exzellenter Drachentöter. Freilich hat der Spin auch seine Grenzen. Aber bislang funktionierte er ganz gut.

Immer, wenn ich dachte, schlimmer kann es doch gar nicht kommen, entpuppte sich das Ungemach als willfährige Masse. Sie ließ sich gut zurechtbiegen. Der Energieaufwand für die Aneignung war nicht einmal hoch. Es kann freilich sein, dass die Götter stets kräftigend zur Seite standen. Danke, ihr Götter! Nun steht aber auch mal anderen bei und helft ihnen aus der Klemme!

So stellte der 12er Kader für das Testspiel gegen die torgefährlichen Grünauer aus der Parallelstaffel auf dem Papier durchaus ein kleines Wagnis dar. Fünf Minuten vor Anpfiff kam dann einer der Verbliebenen mit großen Kulleraugen auf mich zu, um mir sein Leid über schmerzende Füße in zu eng gewordenen Fußballschuhen zu klagen. Ist das etwa eine Verschwörung, fragte ich? Oder nur ein verspäteter Aprilscherz? So schnell, wie uns die Spieler für das Spiel ausgingen, war nicht mal die Titanic gesunken. Drei Tage zuvor noch in voller Trainingsbesetzung, kullerte eine Perle nach dem anderen von der Schnur.

Zum Glück gibt es Tage, da legt man selbst in Unterzahl ein verdammt gutes Spiel hin. Obwohl im Vorfeld also beinahe alles schief lief, funktionierte der Rest auf dem Spielfeld wie am Schnürchen. In Ermangelung eines besseren Ausdrucks und zu Ehren des überaus fairen Gegners, der spontan für die sich in Wohlgefallen aufgelösten Großziethener eingesprungen war, will ich dieses Phänomen die Grünauer Dialektik nennen: Etwas, dass eigentlich schief gehen muss, entpuppt sich als solvente Beschleunigung für das Selbstbewusstsein.

Gerechtigkeit ist einseitig, irdische Ungerechtigkeit omnipotent. Vor dem Angesicht der Realität wird jeder individuelle Anspruch auf Unversehrtheit zu einer Art Stoßgebet an die Wirklichkeit. Nur Monopoly erzeugt lustigere Kippmomente. Einmal zum richtigen Zeitpunkt "Frei Parken" oder im falschen Moment "Lasse alle deine Häuser und Hotels renovieren", schon gehört dir entweder 4/5 der Bank oder du bist in den nächsten beiden Runden garantiert bankrott. Aber lässt sich die Wirklichkeit tatsächlich per Spiel abbilden oder simulieren?

Derzeit fällt es mir sehr schwer, irgendjemandem zu glauben, der in den letzten zwei Jahrzehnten etwas zu sagen oder zu bestimmen hatte. Skeptisch war ich schon immer, wenn auch vom Schicksal nicht übermäßig gebeutelt. Rückschläge sind normal, dauerhafter Erfolg gehört auch nicht zur Regel, körperliches Wohlbefinden ist relativ. Schuld sind nicht immer nur die anderen. Was mich aber derzeit besonders wurmt, ist die Halbherzigkeit in so vielen Dingen. Über uns braut sich das übelste Wetter seit Menschen Gedenken zusammen, die Welt dreht sich gefährlich auf den Kopf. Aber wir machen weitgehend so weiter wie bisher. Gefangene unseres Wohlstands, unserer Kultur, unserer Gewohnheiten, unseres Glaubens, unseres Spielsystems.

Statt den Vorteil im Nachteil zu suchen, pochen wir auf den Erhalt von längst Verlorenem. Früher hieß es: Wir müssen uns ändern, wenn alles bleiben soll, wie es ist. Heute fragen wir verwirrt: Wie können wir nur bleiben, wer wir sind, wenn sich doch alles so dramatisch ändert? Unsere Vorstellung von der Zukunft ist in etwa so flexibel wie ein Kniegelenk nach sechs Wochen Gips.

Zumindest im Spiel gegen Grünau half ein simpler Matchplan: Ball und Gegner laufen lassen, ihn immerfort beschäftigen und so lange mürbe spielen, bis sich die entscheidenden Räume auftun, in die wir vordringen und unser Spiel zum Torabschluss bringen können. Zweikämpfe vermeiden, Kräfte sehr gut einteilen, lieber einen Pass zu viel spielen als leichtsinnig im Dribbling hängen bleiben. Wenn sich die Lücke bietet, aufs Tor schießen.

Gesagt, getan! Aber reicht das auch fürs große Ganze?

[Testspiel / Sa. 2. April 2022]


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Grünauer BC U15 - AMA U15
1:5 (0:2)
(2x Levi, 1x John, 2x Lamin)
Es spielten: Eddie, Julius, Felix, Bela, Jonas, Lamin, Arda, Noah, Levi, John, Timo, Jakob.



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