AMA U15 - FC Internationale U15
3 : 3
Ein bisschen fühlte sich das Unentschieden wie eine Niederlage an. Die Stimmung in der Kabine im Anschluss an das Spiel war entsprechend bedrückt, niemand sagte ein Wort. Zwanzig Minuten vor Spielende hatten wir noch mit drei zu null Toren vorn gelegen, es war, als hätten wir das Spiel sicher nach Hause lotsen können. Aber dann war uns plötzlich die Kontrolle entglitten, ähnlich wie im Pokalspiel gegen Tasmania, hier nur mit dem Unterschied, dass der herausgespielte Vorsprung am Ende nicht mehr ausreichte. Internationale konnte ausgleichen, und so endete das Freundschaftsspiel mit einem schmerzhaften, aber durchaus gerechten Unentschieden.
Schon zu Beginn drückte uns das Verbandsligateam gekonnt in die eigene Hälfte und machte uns das Leben schwer. Wir gewannen keine Kontrolle über das Spiel. Zu langsam, zu ungenau waren unsere Aktionen. Viele Querschläger und technische Unzulänglichkeiten boten einen chaotischen Zirkus. Immer wieder musste die Abwehr haarsträubende eigene Stellungsfehler ausbügeln und wirkte dabei nicht sehr elegant. Nach vorne ging nicht allzu viel, so war es schon eine Überraschung, als wir nach einer guten Viertelstunde durch eine feine Einzelaktion eines schnellen und ballsicheren Spielers in Führung gingen.
Das Tor stellte den Spielverlauf im Grunde auf den Kopf, gab uns jedoch postwendend mehr Sicherheit. Zehn Minuten später erhöhte der gleiche Spieler in noch überzeugenderer Einzelleistung sogar auf zwei zu null Tore. Kurz darauf knallte ein Kopfball unseres mit nach vorn gegangenen rechten Außenverteidigers an die Unterkante der Latte, sprang von dort aber zurück ins Feld. In dieser Phase zeigten wir wahrlich ein druckvolles, rhythmisch gut austariertes Spiel und schienen Internationale spielerisch und vor allem mental fest im Griff zu haben. Auch nach der Pause drückten wir weiterhin auf das Tor des Gegners und erzielten schließlich sogar den dritten Treffer. Eigentlich sah alles nach einem sicheren Sieg aus, aber dann rutschte ein langer Ball hinten durch und Internationale ergatterte sich den Anschlusstreffer.
Der Schock über das Tor schien uns zu lähmen, so wie unserer Führungstreffer anfangs wohl Internationale gelähmt hatte. Das Spiel kippte, wir gaben es Minute für Minute mehr aus der Hand. Wieder wirkten wir nicht gefasst auf eine sich aufbäumende und kraftvoll erstarkende Offensive des Gegners, sondern guckten nur verdutzt drein, als der Ball erneut bei uns im Netz zappelte: Zwei zu Drei, völlig unscheinbar, wie aus dem Nichts, mit der Fußspitze unbedrängt am Keeper vorbei ins kurze Eck gelenkt. So unscheinbar, dass es schon nach einem Torwartfehler aussah, was es nicht war! Bei jedem der drei Gegentreffer gingen viel zu schwache Abwehraktionen im Mittelfeld voraus, gepaart mit einer schlecht und unaufmerksam verteidigenden Viererkette.
Man muss nun wahrlich nicht jeden radelnden Rotsünder mit Martinshorn und großem Aufgebot auf der Kreuzung stellen. Aber bei motorisierten Rasern in der Stadt gilt meiner Meinung nach: Kein Pardon!
Sicher, der doppelte Torschütze sowie ein zweiter Spieler mussten wegen eines Konfirmationsdates vorzeitig zur Pause gehen, auch so etwas schwächt ein Team. Aber das kann keine Entschuldigung für den Rest der Mannschaft sein, nicht an die eigene Stärke zu glauben. Wir sind breit und qualitativ gut genug aufgestellt, um auch mit 13 Spielern ein Spiel gut zu Ende zu bringen. Einen solchen klaren Vorsprung gibt man nicht einfach so her, sondern verteidigt ihn ehrgeizig und leidenschaftlich bis zum Schlusspfiff, insbesondere wenn die Torgeschenke zuvor so großzügig ausfielen. Der Fußballgott ist nun mal ein launischer Demiurg, er schert sich nicht viel um Vorsprung und Konvention.
Man kann sagen, dass wir durchaus eine kleine Schwachstelle zeigten, die nicht zum ersten Mal offenbar wurde, die aber gegen druckvolle und athletisch gut ausgestattete Gegner schnell zum Verhängnis werden kann. Es fehlt da doch an einem gewissen Moment der Reife und der individuellen Verantwortung respektive Reflexion auf den je eigenen Anteil am Ganzen, vor allem dann, wenn es einmal eng oder schwierig wird.
Es ist wie mit den Bällen zum Training: Jeder weiß, dass sein Ball zu Trainingsbeginn gut aufgepumpt sein soll, nur so flutschen die intensiven Spielformen, die wir im Training einüben und pflegen. Doch der Reiz, direkt nach dem Ankommen erst mal lustig aufs Tor zu ballern, statt den eigenen Ball zu checken und gegebenenfalls aufzupumpen, ist bei manch einem noch größer als der Gedanke an das bevorstehende Training selbst. Hier und da fehlt es an Fokus, Haltung, Pünktlichkeit und Körperspannung. Auf Dauer funktioniert das nicht.
Zwar gelang uns kurz vor Schluss noch ein schöner Kopfball frei vor dem Tor, doch flog der Ball dann doch etwas zu gediegen über die Latte. Es wäre des Glücks an diesem kühlen Januarmorgen auch zu viel gewesen, zumal zwei Minuten zuvor ein deutliches Handspiel von uns im eigenen Strafraum ungeahndet blieb.
Fazit: Zwischenzeitig konnten wir eindrucksvoll zeigen, was wir können, aber nebenbei zeigten wir leider auch, was wir noch nicht so gut können.
So gesehen, war das Unentschieden mehr als gerecht.
[Freundschaftsspiel / Sa. 15. Januar 2022]