EndRunde DT. Kinderkrebshilfe-Cup
8. Platz
Wer ergebnisorientiert denkt und wahrnimmt, wird zu dem Schluss kommen, unsere Jungs wären auf ganzer Linie eingebrochen: Vier Spiele, vier Niederlagen, vier zu fünfzehn Tore, achter Platz von acht Mannschaften. Wer jedoch genauer hingesehen hat, kommt zu einem ganz anderen Ergebnis.
Ich habe mir, da ich an dem Turnier nicht teilnehmen konnte, die Spiele auf Video aufnehmen lassen. Es ist hochinteressant! Abgesehen von kleinen individuellen Fehlern, die die Bilder gnadenlos freilegen, ist eines ganz deutlich zu erkennen: Wir haben einen sehr mutigen, frechen und gleichzeitig konstruktiven und absolut sehenswerten Fußball gespielt. Wer die ganzheitliche Ausbildung von Kindern zu erwachsenen Fußballern ernst nimmt, wird zu der Einsicht gelangen, dass wir trotz der Niederlagen auf dem richtigen Weg sind.
Nehmen wir das Spiel gegen SC Borussia Friedrichsfelde. Drei Gegentreffer, die allesamt auf der, ich sage mal "hocheffizienten, aber energiestoffarmen" Form des langen Hafers beruhten. Torhüter wirft weit ab oder schlägt den vom Verteidiger zurückgespielten Ball hoch vor das gegnerische Tor. Ein breiter, kräftiger Spieler behauptet den Ball und schiebt flach ein. Natürlich kann man solch krude mittelalterliche Spielformen besser verteidigen, und dem Torhüter muss auch nicht jeder zweite Ball durch die Beine flutschen. Aber was ist das für ein Fußball, der dort zelebriert wird?
Der lange Hafer mag als taktische Variante sehr nützlich sein, aber wie es um die dezidiert fußballtechnischen Mittel von Borussia Friedrichsfelde in diesem Spiel stand, ließ er weitgehend offen. So gut wie kein Ballbesitz, kein einziger Spieler von ihnen, der einmal andribbelte oder sich traute, flach in die Tiefe nach vorne zu spielen. Stattdessen permanentes Zurückschieben zum Torhüter, um den langen Ball zu zelebrieren.
Spätestens, wenn der robuste Neuner von seinem Gegenspieler im Längen- und Breitenwachstum eingeholt wird, bleibt für ihn die mittelprächtige Funktion eines überflüssigen Strafraumstatisten übrig, denn einen langen Ball wird er dann nicht mehr so leicht behaupten können. Aber gut, die Borussia schaffte es mit dieser unansehnlichen Methode immerhin bis ins Endspiel, wo sie allerdings den Füchsen unterlag, die sie in der Vorrunde noch mit einem Treffer besiegt hatten. Ich kann mir rege vorstellen, wie dieses eine Tor zustande gekommen sein könnte.
Unser Team spielte in seinen vier Spielen mutig, verteidigte aber zuweilen ungeschickt. Hier und da unterliefen uns Konzentrationsfehler, die die Gegner gnadenlos ausnutzten. Aber einen Schritt langsamer zu sein, ist gegen ein Jahr ältere Spieler ohnehin mehr als verzeihlich. Einem unserer Spieler konnte man sehr gut ansehen, dass er mit großem Willen und Ehrgeiz ins Turnier zog. Er wollte unbedingt gewinnen, und wenn ich ehrlich bin, hat er es durch seine Einstellung auch. Mag er seinen zwischenzeitgen Frust über den unglücklichen Turnierverlauf am Fangnetz hinter dem Tor ausgelassen haben, so lieferte er in den Spielen doch eine beeindruckende Vorstellung ab und animierte das Team zu einer fußballerisch offensiven Haltung mit allerlei Spielmomenten zum Zungeschnalzen.
Jeder Einzelne der Mannschaft war an diesem unscheinbaren, durchaus nicht unsichtbaren Turniererfolg beteiligt. Hier und da mit einem kleinen Fehler, aber insgesamt doch mit einer überzeugenden und kreativen und verbesserten Spielweise. Es spricht für uns, dass alle unsere Treffer sauber heraus gespielt wurden. Im Gegensatz zu den vielen Gegentreffern waren sie keine Frucht eines langen Hafers, sondern beruhten auf fußballtechnisch eindrucksvollen und gekonnten Aktionen.
Optimieren und verbessern kann man immer, manchmal ist es sogar von Vorteil, wenn noch etwas Luft nach oben ist. Anders gesagt, im Zweifelsfall ist von einem Spieler, der nur zweimal in der Woche trainiert, mehr zu erwarten als von einem vergleichsweise gleich starken Spieler, der bereits drei Mal in der Woche trainiert. Der eine Spieler ist bereits an seinem Limit, der andere hat noch Reserven. In der Talentförderung des DFB würde man sich für den ersteren Spieler entscheiden. Ob dies nun ein Plädoyer für ein maximal zweimaliges Training in der Woche ist, sei dahin gestellt. So oder so, wenn am Ende nur langer Hafer herauskommt, wäre man ohnehin auf dem Holzweg.
Im nächsten Jahr sind wir hoffentlich wieder dabei beim Kinderkrebshilfe-Cup, dann auch körperlich auf Augenhöhe. Einen langen Hafer werden wir deshalb noch lange nicht spielen.
[Endrunde Dt. Kinderkrebshilfe-Cup / 11. März 2018]