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AMA / E1
SAISON 2018 / 2019

Goldener Staub

U11 AMA HAllencup 2018

1. Platz

Ich muss sagen, es hat mir gut gefallen, gegen Union in Rückstand zu geraten. Wieder fädelte der Fußballgott ein nicht geplantes Endspiel ein, wieder trafen wir in einem Schlussakt des Turniers auf den 1. FC Union, um den direkten Turniersieger zu ermitteln.

Union begann druckvoll und klug, sie lockten uns heraus, dann gingen sie rasch auf den Ballführenden und erzwangen Fehler in unserem Aufbauspiel. Wir hatten unser System verändert und wollten die Mitte verstärken; es bekam uns überhaupt nicht. Also stellten wir schnell um, und siehe da, wir kamen zurück ins Spiel, glichen aus und hatten in Folge sogar noch gute Einschussmöglichkeiten. Aber zum Sieg reichte es dieses Mal nicht. Union blockte und lähmte unser Aufbauspiel sehr geschickt durch eine kluge Konterstrategie. Wir kamen nicht wirksam in den Spielfluss. Das Spiel endete unentschieden, uns reichte das allerdings für den Turniersieg.

Solch einen kompakten, aber geschickt lauernden Defensivblock spielerisch zu überwinden, wird uns nun in den nächsten Trainingseinheiten beschäftigen. Gut so! Denn je stärker wir gefordert werden, desto mehr lernen wir! Im Grunde hatten wir ohnehin nur eine Woche Zeit, uns auf das variationsreiche Hallenspiel vorzubereiten. Dafür sahen die Ergebnisse schon ganz gut aus. Ich mag dieses 4-Feldspieler-plus-1-Torwart-Spiel, denn dabei kann man wunderschön rotieren und den Raum flexibel einnehmen, auflösen und neu besetzen. Im Grunde ist kein Spieler auf eine Position festgelegt, sondern es entscheidet das eng getaktete Zusammenwirken von gleich mehreren Bewegungen mit und ohne Ball im Raum. Eine sehr komplexe und anspruchsvolle Aufgabe, aber herrlich anzusehen, wenn sie gekonnt gelöst wird.

Am Vormittag hatte ich bereits Gelegenheit, ein bisschen auszuprobieren. Ich betreute ein Mixed-Team auf dem voran gestellten E3/E5-Turnier und warf dafür das gepflegte, etwas langeweilige 2-2-System kurz mal über Bord, um den Kindern in der Kabine schnell das feurige 1-2-1 zu erklären. Die Jungs bekamen es in der rutschigen, staubigen Halle ganz gut hin, auch wenn der Ball nicht ganz so geschmeidig zirkulierte und es im Defensivverhalten hier und da noch Abstimmungsprobleme gab. Aber im Grunde spielten sie einen schönen Angriffs-Fußball mit guter Raumaufteilung, das gefiel mir.

Nur gegen den späteren Turniersieger verloren sie etwas zu deutlich. Ein Team, dessen jüngerer Trainer mir im Verlauf des Vormittags immer unangenehmer wurde. Ich musste ihn und seine Mannschaft während einer Partie, die ich als Schiedsrichter leitete, gleich mehrfach bitten, doch wie alle anderen Teams auf der Tribüne Platz zu nehmen und nicht auf einer Bank seitlich des Tores. Schließlich hatten er und seine Jungs mit dem aktuellen Spiel nichts zu tun. Er schaute mich an, als würde ich ihn bitten, nicht bei Rot über die Ampel zu gehen.

Ich kenne diesen Blick: Mit einem Schuss gespielter Unschuld über den schon hart aufeinander reibenden Kiefern. Dabei nur Grenzen auslotend, diskutieren wollend, wenngleich emotional völlig unfähig dazu, auch nur einen Millimeter Verstand oder Gemeinsinn zur Sache beizusteuern. Parken in zweiten Reihe gewissermaßen! Am Ende des Turniers dann auch noch ein fast verweigerter Handshake. Zum Glück blieb solch einfältiges Charakterbolzen auf unserem Turnier gänzlich aus. Da war das Niveau durch die Bank einfach höher.

Bereits letzte Woche wohnte ich einem E3-Turnier bei, auf dem mir ein Trainer auffiel, dessen Ehrgeiz viel größer war als die Fähigkeiten seiner Spieler. Eine verheerende Mischung ein jedes Mal. Emotionen sind von der Bank nie ganz fernzuhalten, das kenne ich selber. Aber was da mancher Kollege unter vollem Körpereinsatz ins Spiel schleudert, ist schon eine Verletzung des Kindeswohls. Jedes Jugendamt bekäme eine Gänsehaut.

Es wurde zuletzt viel über kaum zu bändigende Eltern am Spielfeldrand berichtet, aber unter den Trainern gibt es da ebenso grandiose Kaliber. Nicht nur, dass sie auf der sportlichen Ebene mit großem Eifer leider völlig falsche Dinge lehren, glänzen sie auch noch pädagogisch mit einem unterirdischen System antagonistischer und demotivierender Werte. Das Schlimme ist, niemand bremst sie, niemand klärt sie auf, wahrscheinlich lassen sie sich auch gar nichts sagen. Viele Vereine sind einfach nur froh, dass überhaupt jemand den Job übernimmt.

Freilich steckt man niemals ganz drin, wenn man nur von außen beobachten kann. Von innen zu erneuern, ist letztlich kein leichtes Unterfangen. Dennoch sollte es kein Pardon geben. Trainer, die ihre Spieler verbal und emotional runter putzen, haben den Sinn ihrer Aufgabe nicht verstanden. Ich frage mich dann immer, ob solche Väter mit ihren eigenen Kindern zu Hause auch so umgehen? Und ob sie es befürworten würden, dass Lehrer vor ihren Kindern im Unterricht ebenso toben und schreien sollten, um korrekte Schreibweisen und logisches Denken einzufordern, wenn beides mal auf Anhieb nicht so klappt? Manchmal habe ich gar das Gefühl, dass Eltern, deren Kinder auf dem Platz gerade von einem Trainer runter geputzt werden, solche Apologeten der schwarzen Pädagogik auch noch verteidigen.

Dabei geht es doch um Freude an der Bewegung! Freilich auch um eine, die sich spezialisiert. Der Weg zur perfekten Bewegung ist dabei sehr lang. Nicht jeder vermag ihn zu Ende zu gehen. Aber das ist nicht schlimm, denn auf jedem Niveau gibt es genügend andere Spieler, die ähnlich weit sind und mit denen man sich im Wettkampf messen kann. Und immer dann, wenn die qualitativen Unterschiede nicht allzu groß, aber auch nicht allzu klein sind, kommt das wunderbare Moment der sportlichen Steigerung zum Vorschein. Freilich muss ein Trainer Defizite auch erkennen und im Training aufgreifen können, sonst nützt der ganze Aufwand nichts.

Wenn uns eines auch noch in besonderer Erinnerung bleiben wird, dann dieser staubige, rutschige Hallengrund, auf den sich die Kinder einstellen mussten. Das taten sie neben ihrer Körperbeherrschung auch mit beinahe ingeniösen Ideen und künstlichen Haftungsmitteln aus dem Hause Coca Cola und Capri Sonne. Auch dies ein sehr nützliches kleines Wissen für die große Trainerfibel! Man muss diesen flexiblen Geist der Anpassung einfach rühmen, zumal er in diesem Fall einer an sich guten Sache folgte. Denn der Staub in der Halle war ja letztlich nur ein Beleg dafür, dass die Sportstätte durchaus rege und flächendeckend genutzt wird. Und das kommt der guten Sache der freudigen Bewegung ja schon ganz nahe!

[U11 AMA Hallencup 2018 / 1. Dezember 2018]


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1. Platz
Es spielten: Albion, Fynn, Samy, Luca, Timo, Blerton, John, Kolja, Levin
Für das Mixed-Team: Noah, Bela, Ruben, Niklas, Eduard, Matti



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