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AMA / E1
SAISON 2018 / 2019

Das Eisen geschmiedet

1. FC UNion Berlin E1 - AMA E1

3 : 8

Man trifft nicht alle Tage per Eckstoß direkt ins Tor, schon gar nicht mit der rechten Fußinnenseite von der rechten Seite. Um so ins Tor zu treffen, muss man den Ball stark unterschneiden und ihm gleichzeitig einen leichten Rechtsdrall mitgeben. Stimmen Tempo und Flugbahn, sie darf nicht zu hoch sein, und unterschätzt der Keeper die Flugkurve, oder die Sicht ist ihm versperrt, kann sich der Ball tatsächlich zur Verwunderung aller ins lange Eck senken. Natürlich ist es ein Kunstschuss, der nur alle hundert Mal gelingt, und wahrscheinlich wollte unser Spieler diesen Eckstoß nicht ganz so extrem ausführen. Dennoch traf er auf diese Weise ins Tor.

Eines von drei Toren des Spielers im übrigen, der an diesem Tag so etwas wie einen Bogenlampen-Furor in die Hämmerlingstraße mitgebracht hatte. Sein erster Treffer war bereits ein direkt verwandelter Freistoß aus gut zwanzig Metern Entfernung, ähnlich hoch angesetzt und ebenso direkt verwandelt. Der Keeper unterschätzte den Ball, wie er auch beim dritten Treffer des Spielers aus ähnlicher Distanz und mit gleicher Flugbahn nicht gerade glücklich aussah. Drei Tore auf annähernd gleiche Weise, das ist dann kein Zufall mehr.

Union verlor dieses zumindest für uns hoch bedeutsame Spiel aber nicht aufgrund dreier ungeheurer Distanzschüsse. An diesem Tag waren wir einfach die bessere Mannschaft. Wie zuletzt begannen wir sehr konzentriert und druckvoll und legten innerhalb von 4 Minuten zwei schnörkellos erzielte Treffer vor. Beide Male eroberten wir den Ball konsequent im Mittelfeld und spielten schnell und steil in die Tiefe, um aus der Vorwärtsbewegung heraus zum Abschluss zu kommen. Einmal lochte der mitgelaufene linke Verteidiger trocken mit seinem schwächeren linken Fuß ein, er nahm einen Querpass direkt aus zwölf Metern Entfernung und platzierte ihn im kurzen Eck. Beim zweiten Treffer eilte der linke Angreifer mit dem Ball geschwind im Zentrum davon und auf das gegnerische Tor zu und blieb beim Torschuss eiskalt. Das muss man erst mal hinbekommen in solch einem außergewöhnlichen Spiel, in dem es durchaus um etwas ging, auch wenn der Verlierer am Ende immer alles relativieren kann.

Wie auch immer! Im Grunde hatten wir ein noch weitaus offensiver ausgerichtetes und druckvolleres Spiel von Union erwartet, uns dann aber schon zu Beginn gewundert, dass ihr robuster und wendiger Neuner nicht wie gewohnt im Sturmzentrum agierte, wo er unser Meinung nach am gefährlichsten gewesen wäre, sondern etwas dahinter auf der Sechs. Womöglich sollte er das Mittelfeld stabilisieren, weil auch wir einen starken zentralen Spieler mitgebracht hatten. Aber der Plan von Union, wenn sie ihn denn so verfolgt hatten, ging nicht auf. Der Spielaufbau der Eisernen kam überhaupt nicht in Gang, sie verloren viele Bälle noch vor der Mittellinie. Teilweise liefen ihre Zuspiele noch auf Höhe ihres eigenen Strafraums ins Seitenaus. Ihre Pässe gelangten einfach nicht in die Tiefe. Unser hohes Pressing im Zentrum und an den Flügeln funktionierte dagegen tadellos in den ersten zwölf Minuten.

Unser dritter Treffer in der siebten Minute glich dann einer Demonstration individueller Stärke. Unser Sechser eroberte sich den Ball kurz hinter der Mittellinie, dribbelte energisch an, ließ seinen direkten Gegenspieler stehen, umkurvte noch einen weiteren und schloss dann trocken und hart aus zwölf Metern Distanz ins lange Eck ab. Schneller, schöner und perfekter kann man eigentlich als zentraler Spieler aus dem Zentrum heraus nicht mehr andribbeln und treffen. Nach elf Minuten und einem direkt verwandelten Freistoß aus zwanzig Metern stand es bereits Vier zu Null.

Zeit für die ersten Wechsel. Ein wenig verloren wir daraufhin den Faden, aber nicht die Ruhe. Die Spitzen verschoben beim hohen Pressing nicht mehr konsequent genug, in der Abwehr kam unser Fünfer auf dem feuchten hohen Kunstrasen ein wenig ins Rutschen. Nachdem ein Angriff schon fast geklärt war, hämmerte unser Sechser den Ball beim Rettungsversuch unhaltbar ins eigene Netz. So etwas kommt vor. Ein paar Minuten später ging dann ein Offensivspieler von Union im Strafraum zu Boden. Strafstoß. Anschluss-Treffer. Sollte sich das Blatt etwa wenden?

Schon einmal vergaben wir einen 4-Tore-Vorsprung gegen Union, das war vor einem halben Jahr. Aber diesmal machten wir es besser, wir fanden zurück ins Spiel und setzten noch vor der Pause ein Zeichen. Dieser fünfte Treffer war vielleicht nicht ganz so elegant heraus gespielt, aber dennoch das Resultat unseres kontinuierlichen Drucks im Mittelfeld. Er gab der Mannschaft die nötige Sicherheit zurück.

Union ließ uns nach dem Pausentee auf dem Platz warten, wir verkürzten uns die Zeit mit Hüpfen. Offenbar gab es viel zu besprechen. Als sie wieder herauskamen, waren zumindest zwei Spieler ausgewechselt: Der zentrale Sechser und der linke Offensivspieler fehlten. Zwei Spieler, vor denen wir am meisten Respekt hatten. Offenbar hatten wir die Stärke der anderen unterschätzt.

Denn tatsächlich kam das Spiel der Eisernen nun besser in Gang, auch weil wir ein wenig leichtfertig und nicht mehr mit voller Courage auf dem Platz agierten. Einige unserer Spieler wirkten etwas müde, andere unkonzentriert. Drei Mal kam Union durch kluges Kombinationsspiel gefährlich schnell vor unser Gehäuse, aber nur ein einziger Abschluss fand ins Ziel, die anderen gingen knapp vorbei.

Das Spiel wurde offener, dennoch hielten wir dem Druck gut stand und triezten die gegnerische Abwehr mit kleinen Nadelstichen. Auch die nun deutlich aggressivere Spielweise von Union hielten wir aus, hier eine blutige Schürfwunde am Bauch, da ein ausgefahrener Ellenbogen und ein malträtierter Knöchel. Da war mit einem Mal enorm viel Dampf im Kessel, aber das Eisen schmiedeten letztlich doch wir.

Es kam zu der oben beschriebenen Ecke und einem weiteren Treffer aus der Distanz. Union verlor alle Hoffnung auf ein Wenden der Partie. Das Spiel war im Grunde gelaufen. Den Schlusspunkt setzte noch einmal unser zentraler Spieler, der erneut ein schnelles Dribbling aus der Tiefe mit einem satten Linksschuss ins lange Eck abschließen konnte. Ein Treffer wie der Schlusssatz einer guten Erzählung, nicht zu lang, nicht zu kurz, aber mit einer solcher Wucht, dass das gerade Gelesene noch lange in einem nachwirkt.

Was auch immer aus unserer Mannschaft einmal wird, diese phantastische Hinserie und diesen absolut überragenden Staffelsieg kann ihr niemand mehr nehmen!

Man sollte das Spiel aber nicht überbewerten, selbst wenn es den äußeren Begebenheiten nach ein durchaus ungewöhnliches Endspiel war, auf das sich beide Teams sicher nach besten Wissen und Gewissen vorbereitet hatten. Diesmal behielten wir die Nase deutlich vorn, aber deshalb brauchen wir noch lange nicht überheblich werden. Stolz sein auf diesen großartigen Erfolg der gesamten Hinserie, können wir zweifelsohne. Unsere guten Leistungen fielen schließlich nicht einfach so vom Himmel.

Die nächste kleine Revanche findet übrigens schon kommende Woche statt, wenn beide Teams erneut aufeinander treffen auf unserem alljährlichen AMA-Hallencup.

Neues Spiel, neues Glück!

[7. Spieltag / 24. November 2018]


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3:8 (2:5))
(3x Blerton, 2x Fynn, 1x John, 1x Albion, 1x Bela)
Es spielten: Albion, Fynn, Samy, Noah, Luca, Timo, Blerton, John, Bela, Kolja, Levin



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