AMA - TEBE U16
0 : 2
"Am Sonntag bleibt die Küche kalt, da gehen wir in den Wienerwald."
(Werbung, 80er)
Sollte das Ergebnis dieses Spiels irgendjemandem ein Zungenschnalzen entlocken, dann wohl deshalb, weil es vom Papier abgelesen ist. Die für die Ewigkeit festgehaltenen Video-Spielszenen verraten eine andere Wirklichkeit. Sind die Bilder zur Fehleranalyse zwar stets wertvoll, ziehen sie sich bei diesem Spiel etwas hin.
Die spektakulärste offensive Szene unsererseits bleibt ein Distanzschuss in der ersten Halbzeit, der das Tor zwar knapp verfehlt, aber sehr kunstvoll vom Bandenspiel der rückseitigen Tortribüne expediert in einer hoch gelegenen Astgabel endet: Schuss, zweifache Flipper-Bande, punktgenaue Arretierung des Spielgeräts im Baum. Das Ganze geht so schnell vonstatten, dass man beinahe schon an einen Filmtrick glaubt. Fortan hängt ein kleiner weiß-grüner Punkt über den Bildern des Spiels, ohne dass sie selber noch mal zur großen Form aufliefen.
Die ersten zwanzig Minuten des Spiels provozierten gar eine Nackenverspannung, hervorgerufen durch die monotone Verlagerungsbewegung des Gegners in der eigenen Hälfte. Was dieser zu wenig riskierte, liefen wir erst gar nicht an. Hätte man es auf eine torlose Partie abgesehen, wäre dieser Gijón-Modus ideal gewesen. Zum Glück mischten sich noch ein paar gewagtere Aktionen ins Geschehen, generös unterstützt von wunderbaren Stellungs- und Abstimmungsfehlern unsererseits.
Ich mache beiden Teams keinen Vorwurf, mir war ein solches Spiel viel lieber als ein zu deftiger Braten de Sevilla. Beide Teams ließen größtenteils Spieler zum Zuge kommen, die sonst nicht so regelmäßig zum Zuge kommen. Insofern waren Tempo und Genauigkeit auf beiden Seiten spürbar moderater. Nicht zum Schaden eines strukturellen Fußballspiels übrigens, denn nur weil etwas nicht im allerhöchsten Tempo ausgeführt wird, muss es deshalb nicht weniger gut sein.
Solche Spiele sind zudem sehr wichtig, sie bringen Spielern Spielzeit und Erfahrung, mir wiederum Einsicht in Charakter und Perspektiven des Teams als solchem. Ich muss allerdings zugeben, dass ich bei einigen Akteuren skeptisch bin, ob sie wirklich schon kapiert haben, dass unser Kader eigentlich zu groß ist. Oder sie haben sich mit anderen Akteuren abgesprochen, schlau, schlau! Mein Angebot der Kabinenansprache, sich durch dieses Spiel für verantwortungsvollere Aufgaben anzubieten, nahmen jedenfalls nicht alle an. Genügsamkeit ist freilich auch eine Tugend.
Die Frage ist, wie weit will man überhaupt kommen in dieser Saison und vor allem, wie weit über diese Saison hinaus? Über- und Unterforderung sind zwei der größten Fehler, die man einem Spieler oder einem Team antun kann. Es spricht nichts gegen gemütliche Gangarten, aber wenn man oben mitmischen will, sollte man auch Lust auf Galoppieren haben.
Nach vorne waren wir recht harmlos, nach hinten allzu höflich. Ein, zwei Spielern saß das am Vortag absolvierte Pokalspiel in Kopf und Beinen, die ausgeruhten wiederum gaben das, was sie hatten. Hier und da war das aufgrund von individuellen Trainingsrückständen nicht sehr viel. Alles in allem spielten wir passabel mit und zeigten auch durchaus gefällige Kombinationen.
Dennoch blieb das Phänomen des plötzlichen Hinsetzens ein durchgehendes Motiv der Begegnung. Erst hockten sich einige Spieler während des Warm-Up wie zum Gruppenfoto auf die Steinstufen der Tribüne und verfolgten das sich hinziehende Ü32-Match vor uns. Dann flipperte der Ball kunstvoll und punktgenau in die Astgabel.
Irgendetwas an diesem Sonntag wollte einfach mal `nen Ruhetag.