AMA U11 - Sc STaaken U11
5 : 1
Wer weiß, wie die Staakener ins Spiel gekommen wären, wenn sie ihren Strafstoß in der neunten Minute verwandelt hätten? Sie zeigten Nerven, wenngleich nur in dieser einen Situation. Denn wenn man ihnen eines getrost bescheinigen kann, dann die Tatsache, eines der fairsten, spielstärksten und vom Charakter her gefestigten Teams in ganz Berlin zu sein. Der Ball ging knapp am Tor vorbei. Wir atmeten tief durch. Die Führung wäre glücklich gewesen, denn bis dahin hatten wir selbst drei gute Gelegenheiten, in Führung zu gehen. Aber Glück gehört nun mal zu jedem gewonnenen Spiel dazu.
Vom ersten Moment an konnte man auf den alten Tribünen des mit neuem Kunstrasen verlegten Züllichauers spüren, dass wir in diesem Spiel etwas erreichen wollten. Der Morgen begann lauschig, die Sonne schien, und der Rasensprenger zauberte perfekte Wassergarben auf das Feld. Für einen Moment bibberte ich, denn abergläubisch wie ich bin, fürchtete ich, dass unsere Gäste die gleiche Platzhälfte zum Warmup bevorzugen würden. Aber kaum war der Platz gewässert, zogen sie ganz von selbst in Tiefe des Platzes und überließen uns unsere Seite. Jene Ecke, in der wir in der Regel trainieren, und vielleicht sind solche Aspekte dann doch gar nicht so weit hergeholt, sondern stehen in Korrelation zu durchaus bestehenden Faktoren oder gar Gesetzen.
Erstaunlich ist es auch, was es bewirkt, wenn man seine Spieler gelegentlich daran erinnert, warum sie einmal mit dem Fußball begonnen haben. Ich konnte es förmlich an ihren Gesichtern ablesen, die sich reihum aufhellten und lächelten, als hätten man ihnen gerade ihr Lieblingsessen für den Abend versprochen, inklusive Nachspeise. Spaß und Leidenschaft sind nun mal die besten Antreiber, und wenn man dann in einem solchen hochkarätigen Spiel noch so gut wie keine Fehler macht und über die ganze Zeit sehr konzentriert bleibt, können auch solche Ergebnisse und beeindruckende Tagesleistungen zustande kommen. Aber natürlich ist das auch ein bisschen weit hergeholt, denn nach einem Sieg kann man ja jedes motivationspsychologische Mittel als das spielentscheidende Antriebsmoment verkaufen.
Anfangs benötigten wir daher auch ein bisschen Orientierung, um uns im Spiel zurecht zu ruckeln. Erst als wir die Mitte bei den Staakener Eröffnungen schlossen und sie somit auf die Außenbahnen zwangen, wo wir sie direkt in Empfang nahmen und ihnen die Bälle stahlen, fanden wir die nötige Sicherheit für unser Spiel. Auf eine ähnliche Weise hatten wir sie schon einmal besiegt, vor einem guten Dreivierteljahr auf dem Stralau-Cup. Ein gutes Stellungsspiel im Zentrum, eine enge Deckung auf den Außenbahnen, dann nach Ballgewinn schnell umschalten und möglichst zügig in die Tiefe gelangen, dieser Matchplan gelang auch dieses Mal. Hört sich auf dem Papier immer ganz leicht an, aber man muss schon einen sehr guten Tag erwischen, um gegen Staaken ein solches Spiel fehlerfrei über die Bühne zu bringen.
Sie kamen nicht richtig ins Rollen, freilich war es für uns selber immens wichtig, dass wir die Bälle, die wir gewannen, nicht zu schnell wieder hergaben. Insbesondere daran hatten wir in den letzten Wochen im Training viel gearbeitet. Und anders als bei den ersten Rückrundenspielen wirkten wir endlich wieder selbstbewusst genug, um das Spiel auch kombinatorisch aufzuziehen und nicht aus jeder Drucksituation heraus den Ball einfach panisch nach vorne zu schlagen. Einmal dribbelte unser Torhüter gar vor bis zur Mittellinie, das war schon beinahe übermütig. Aber die Sicherheit für diese Aktion hatte er sich während der geglückten Aktionen vorher geholt. Bei uns schnellt das Emotionsbaromter ja gern mal so unversehens hoch oder runter wie diese Schleuderarme der diesjährigen Hauptattraktion der Maien-Tagen, dem Spin, einer wahrhaft perfiden Hebe- und Senkekrake.
Wenn man dann in Führung geht und einen zweiten Treffer nachlegen kann, fällt es einem ohnehin leichter, den Ball zu halten und sauber laufen zu lassen. Beim Anschlusstreffer kurz vor der Pause verloren wir den Ball jedoch zu schnell und leichtfertig an der Mittellinie und wurden förmlich überrannt. Hier zeigten die Staakener ihre ganze Klasse: temporeich, präzise und mit grandiosem Abschluss. Ein kritischer Moment für uns. Denn wenn ein Vorsprung schmilzt, tritt der Angstschweiß schnell auf die Stirn und die Konzentration schmiert leicht ab. Wir blieben aber ruhig, gingen etwas geschockt in die Pause, hakten den Gegentreffer aber gemeinsam ab, stellten zurück auf Null und riefen uns ins Gewissen, dass wir noch einmal alles ins Spiel werfen wollten, um ja nicht nachzulassen und weiterhin so konzentriert auf dem Platz zu agieren wie bisher.
Die Staakener kamen spät aus der Kabine, machten auf dem Feld jedoch sofort Druck. Dem wir gut standhielten, denn wir blieben bei unserer Taktik und erarbeiten uns dadurch schnell weitere Chancen. Unmissverständlich machten wir ihnen und uns selber klar, jederzeit für einen Treffer gut zu sein. Als er dann fiel, nach guter Kombination über die linke Seite und einem Schuss aus dem Rückraum, wobei dem Keeper der Ball durch die Arme rutschte, ließen wir uns das Spiel nicht mehr aus der Hand nehmen.
Im Grunde spielten wir im weiteren Verlauf nahezu fehlerfrei und legten sogar noch einmal nach. Dieser vierter Treffer, aus einem Getümmel heraus, war der Deckel auf dem Topf. Kurz vor dem Schlusspfiff wuchteten wir sogar noch einen Kopfball nach einer Ecke ins Netz und erhöhten das Ergebnis, das sicherlich die hohen Qualitäten der Staakener etwas unterschlägt. An diesem Tag waren wir allerdings klar besser. Wir hatten das spielerische und kämpferische Element auf unserer Seite und verteidigten und agierten mit hoher Leidenschaft und Präzision, weshalb der Sieg absolut verdient war.
Ein bisschen Glück gehört natürlich auch dazu.
[8. Spieltag RR / 26. Mai 2019]