TESTSPIELE GEGEN TÜRKIYEMSPOR UND SV BORUSSIA RIMA
7 : 3 und 4 : 14
Der metereologische Frühlingsanfang liegt hinter uns, der gefühlte steht leider noch aus. Ein Blick aus dem Fenster verrät, es hätte gestern zum Freiluftauftakt mit zwei angesetzten Freundschafts-Spielen auch anders kommen können – viel, viel schlimmer! Anstelle von idealen Spielbedingungen mit zeitweise durchbrechender Sonne und trockener Kühle hätte auch ein nicht nachlassender Dauerregen über uns nieder gehen können aus einem nun schon wieder trüben, grauen Himmel wie aus nasser Pappe.
Eine solide aufgestellte F2, verstärkt durch unseren Jüngsten, Willi, und einen unserer Längsten, Arturo, spielte zwei phantastische Hälften gegen unsere Freunde von Turkiyemspor. Ein Spiel wie ein gut gemachter Fernsehfilm – interessante Besetzung, mitreißendes Thema, überzeugende Bildsprache.
Unser Team war sichtlich gut aufgelegt. Julius Fink übernahm von Anfang an die Regie im Mittelfeld und drängte lauf- und dribbelstark in die gegnerische Hälfte. Eigentlich war er als Sechser eingeteilt, aber der Drang nach vorne war wohl zu groß, als dass ihn irgendeine Position je hätte halten können. Kein Problem, noch mal gut gegangen, denn unsere Außenverteidiger Willi und Eli ließen kaum etwas zu, stopften aufmerksam die Löcher und rückten sogar bei Angriffen konsequent nach – ein Ergebnis unseres neu eingeführten Zonensystems. So spielten wir eher unfreiwillig im 2-4-System als im geplanten 3-3-System, was unserem Spiel jedoch gut tat.
Selbst Leo im Tor entdeckte seine guten alten fußballerischen Qualitäten wieder - pünktlich zum Rückrundenauftakt. Er stand nicht mehr nur als quick lebendiges Torlinienmaskottchen einsam und verlassen auf der Linie des Gehäuses, sondern wagte sich bei unseren Angriffen mutig ins Feld vor – richtig so! Wie es überhaupt um das Selbstbewusstsein der ganzen F2 momentan gut bestellt zu sein scheint, was auch den sporadisch hinzukommenden und nicht ganz so spielstarken Spielern zu Gute kommt, sie werden förmlich mitgerissen! Alle trauen sich wieder etwas mehr zu und spielen frei auf und vor allem endlich viel miteinander, und so kommt der Erfolg viel schneller und geschmeidiger zustande, als wenn jeder nur für sich mit der Brechstange den Gegner zu knacken versucht.
Dabei gerieten wir zunächst sogar in Rückstand: Ein flinker Angriff der Blauen, ein Durchbruch, ein strammer Schuss, schon lagen wir hinten. Der Ausgleich erfolgte schnell und konsequent, auch das ein Zeichen für mentale Ausgeglichenheit. In der Logik des Spiels trafen wir letztlich zwangsläufig, denn sowohl im Ballbesitz, als auch bei den Torschüssen lagen wir deutlich vorn. Einige sehr gute Chancen blieben zunächst liegen, bis Kolja sich endlich freigeschossen hatte und traf. Insgesamt erzielte er drei von sieben Treffern. Die anderen Treffer markierten 2 x Fynn und je 1 x Eli und 1 x Oskar. Zur Pause stand es knapp 3:2 für uns, am Ende hatten wir die Führung zu einem deutlichen 7:3 ausgebaut.
Wenn es läuft, dann läuft es, wir können uns darüber freuen und einmal durchatmen! Es ist wie ein weiterer überstandener Winter. Das bedeutet aber nicht, dass wir einen Freifahrtsschein für den Frühling oder gar den Rest der Saison hätten, im Gegenteil: Mit der Eröffnung des Freilufttrainings beginnt eine neue Phase der Erfahrung und des Experiments. Wir wollen das Training ein wenig reformieren und in ausgeprägten Leistungsgruppen nicht mehr dem guten alten Stationenpark frönen, sondern jede Gruppe in modular aufgebauten Trainingseinheiten individuell und spezifisch fördern und weiter nach vorne bringen. Doch der Seitenblick auf diesen ersten Testspieltag im neuen Jahr offenbart uns, dass wir innerhalb des großen Kaders auch ein nicht zu unterschätzendes Leistungsgefälle haben, so dass die Frage nach der geeignetsten Trainingsform und der besten Mannschaftseinteilung für alle weiterhin ein sehr wichtiges Thema ist. Auch das ist nur allzu selbstverständlich.
So trafen sich nebenan auf dem Körte 11 weitere Spieler unseres Kaders zu einem internen Testspiel im guten erfolgreichen SV Borussia Rima-Modus. Es wurde ein Spiel, das von zwei sehr unterschiedlichen Halbzeiten geprägt war. Geriet das eine Team trotz Überzahl zur Halbzeit mit deutlichen 12:2 Treffern in Rückstand, vermochte sich das bessere Team nach der Pause und einer akuten Spielerumstellung von Levin ins deutlich schwächere Team weiterhin zu behaupten.
Endstand 14:4 – ein Ergebnis, das einen beinahe erschaudern lässt! Denn eigentlich waren wir davon ausgegangen, dass beide Teams etwa gleich stark besetzt sein würden, um eben solch eine ungleiche Verteilung eines durchaus gewünschten Torreigens zu vermeiden. Die Rechnung ging nicht auf! Verlieren gehört mit zum Spiel und zu jedem Wettkampf, aber das allein reicht zur Erklärung und zur moralischen Wiederaufrichtung der Weggeputzen nicht aus. Wir Trainer müssen uns bemühen, dass wir alle unsere Spieler in ihren Fähigkeiten noch deutlicher unterstützen und jeden Einzelnen immer wieder begeistern für weitere Anläufe und neue Trainingseinheiten, denn wer zu früh aufgibt, hat keine Chance, je ins Ziel zu kommen.
Vielleicht müssen wir unser sehr flexibles, aber manchmal auch sehr chaotisch daherkommendes System aus zwei spielberechtigten Mannschaften, 34 Kindern und sieben Trainern einmal gut analysieren und neu bewerten, wenngleich ich nach wie vor der Meinung bin, dass Rotation und Durchlässigkeit keine kontraproduktiven Elemente bei der Ausbildung von fußballerisch sehr unterschiedlich ausgeprägten Kindern sind. Ein gut funktionierendes Team kann durchaus ein signifikantes Leistungsgefälle zwischen den aufgestellten Spielern ausgleichen, die Stärkeren tragen die Schwächeren immer mit durch den Wettkampf. Je nach Stärke oder Schwäche des Gegners kann diese Form sogar erweitert werden, sie muss aber auch gegenfalls einmal radikal zurückgenomen werden, sonst bricht ein Team unter dem Druck eines sehr starken Gegners komplett zusammen. Wenn es klappt, dann lernen die Schwächeren fußballerisch hinzu, während die Stärkeren zu einer Extraportion Verantwortung kommen.
Es ist eine Gradwanderung. Denn einerseits erfolgreich zu spielen, andererseits jeden Einzelnen optimal zu fördern und bei guter Laune zu halten, kann nur dann gelingen, wenn alle das gleiche Ziel vor Augen haben. Niemand verliert gerne! Ich glaube nicht, dass es Patenrezepte gibt, die zu einem schnellen Erfolg führen. Eine feste starre Einteilung in 12er Kader bei zugewiesenem Trainer hat genauso Vorteile und Nachteile wie unser relativ offenes System. Manche Kinder sind mit sieben Trainern eventuell überfordert, dies aber nicht notwendig, weil es sieben Trainer sind, sondern weil jeder womöglich etwas anderes erzählt oder neue Regeln einführt. Andere Kinder kommen gut mit der wechselnden Besetzung bei Training und Spiel zurecht.
Wir Trainer müssen uns untereinander darauf besinnen, dass beim Fußball das Passspiel eine wesentliche Rolle spielt: Wir müssen also viel mehr miteinander kommunizieren und uns über die Probleme, Ideen und unterschiedlichen Vorstellungen von der idealen Fußballschule austauschen. Nur so kommen wir zu besseren Ergebnisses des ganzen Teams. Erst wenn der Ball bei uns sauber durch die Reihen läuft, wird er auch für alle Kinder wieder wie von selbst einen Weg ins Tor finden!
[FREILUFTERÖFFNUNG 2016 - TESTSPIELE GEGEN TÜRKIYEMSPOR UND SV BORUSSIA RIMA - 5. MÄRZ 2016]