AMA U17/16 - Berliner AK U16
5 : 2
Sollte Rudi Völler tatsächlich den Grundstein gelegt haben für eine nachträgliche Revision eines mit zwanzigjähriger Verspätung aus Portugal heimkehrenden EM-Desasters? Nun ja, wie heißt es so schön: „Für den Pessimisten ist der ganze Reifen platt, für den Optimisten nur der untere Teil.“
Hatten die Franzosen nun einen schlechten oder die Deutschen einen extrem guten Tag erwischt?
Derweil versinken die Mittelmeeranrainer in den Erdspalten der Erschütterungen und in den Fluten von Tief Daniel. Darf man bestimmte Wetter-Phänomene eigentlich noch mit harmlosen Vornamen belegen? Wer möchte schon mit Tausenden von Toten in Verbindung gebracht werden! In Libyen wird ein Viertel einer ganzen Stadt ins Meer gespült, weil ein Staudamm wegen übermäßiger Regenmassen bricht. Hier nimmt man derweil nervige Klimakleber in Präventivhaft, damit emmisionsreicher Verkehr weiterhin ungestört fließen kann.
Es ist gut, wenn die Normalität vorerst nicht in den Fußball zurückkehrt, wir würden sonst vergessen, was der Ausnahmefall ist, nämlich hiesige Normalität. Von vielen Punkten der Weltgeschichte aus, ist das, was wir in unseren Breitengraden dank des Marshallplans seit geraumer Zeit erleben, ein ungeheures Wunder. Blickt man jedoch aus der Zukunft zurück auf unseren weltgeschichtlichen Augenblick, dürften eine Menge Augen rollen. „Was für Volltrottel, sie hätten nicht wirklich viel verändern müssen!“
Wir erinnern uns: Apollo 8 sauste aus dem Mondschatten hervor, als William Anders zufällig eine Entdeckung machte. „Wow, is that pretty!“ - stellte er fest, suchte hektisch nach einem Farbfilm, denn in der Kamera war noch ein Schwarzweiß-Film eingelegt - wozu auch einen Farbfilm benutzen, wenn man die Rückseite des Mondes erkunden will? Dann begann er zu fotografieren: Klack, klack! Sie flogen also los, um die Rückseite des Mondes zu erkunden, und was entdeckten sie? Die Erde.
Wenn der Mensch wirklich die Krönung der Schöpfung sein sollte, dann nur deshalb, weil er aus seinen Irrtümern prima lernen kann. Es wäre eigentlich ein Leichtes, das auf uns zukommende Chaos durch einige drastische Maßnahmen und Veränderungen halbwegs gelinde abzufangen. Aber freilich glaubt niemand an den irdischen Big Bang, solange er ihn nicht an der eigenen Haut erfahren wird. Weshalb sehr viele im Wesentlichen so weitermachen wie bisher, obwohl ihnen schon ein wenig dämmert, dass der nächste Earthrise wohl nicht mehr ganz so hübsch anzuschauen ist.
Man kann davon träumen, im Himmel aufzuwachen, aber höchstwahrscheinlich wird es eher eine Schlammlawine, eine Flutwelle, eine sengende Hitze oder ein gefährlicher Kriegszustand sein, der uns demnächst zum Frühstück begrüßt. Eine Krise der Demokratie? Ja, wenn es nur das wäre, aber im Grunde scheint die Demokratie an ihrer eigenen liberalen Wirtschaftsökonomie zugrunde zu gehen. Wer die Waffen hat, wird sicher über das Geld und die Ressourcen bestimmen und damit über die Vorzüge des wie Unkraut wuchernden Wirtschaftssystems. Allen anderen bleibt die Flucht in den Himmel oder in die Hölle.
Das Schwungrad der Industrien treibt den Klimawandel an. Kommt der aber erst mal von selbst ins Rollen, was bereits der Fall sein dürfte, zerfetzt es die Gesellschaften und das bisherige Gleichgewicht der politischen Systeme und die bis dahin gängige Gerechtigkeit wird kippen. Dann werden auch schnell die Menschenrechte fallen, am Ende bleibt wohl nur das Naturgesetz des Stärkeren übrig, der in diesem Fall zugleich der Schwächste sein dürfte, da er sich an nichts und niemanden mehr messen kann. Eine unberechenbare, unbewohnbare Erde mit minimaler Biodiversität dürfte auch für den Menschen langfristig kein guter Ort zum Überwintern sein. Am Ende muss er sich selbst verspeisen, um zu überleben. Wir werden uns aber bestimmt rechtzeitig etwas Neues aus der Rippe schneiden, um diesem Schicksal zu entgehen.
Bis dahin kicken wir einfach mal weiter.
[1. Spieltag / Sa. 9. September 2023]
