AMA E1 - FC brandenburg E1
20 : 0
Mich würde die Statistik interessieren, vor allem: Wie viele Torschüsse, wie viele Eckbälle, wie viel Prozent angekommene Pässe hatten wir? Diese Werte könnte ich in Bezug zum erspielten Ergebnis setzen und hätte einen anderen als den natürlichen Erkenntnisgewinn.
In einem solchen Spiel, bei dem die eigene Überlegenheit so groß ist, dass der Gegner am Ende nicht einmal einen Torschuss zu verzeichnen hat, stellen sich absonderliche Fragen. Braucht man mehr als 2 Torschüsse für einen Treffer? Bedeutet eine hohe Zahl an Torschüssen, egal ob getroffen oder nicht, auch eine gute Quote an geglückten Kombinationen? Wie viele Pässe waren nötig, um sich den Ball so zurecht zu legen, dass er sauber eingelocht werden konnte? Kann man diesen Wert noch steigern?
Das alles grenzt an Perfektionismus, aber was soll man sonst aus so einem Spiel mitnehmen, das vielleicht nicht einmal den Charakter eines Testspiels hatte? Jedes Jahr tauchen erneut ein bis zwei Teams in den Sonderstaffeln auf, die hoffnungslos unterlegen sind. Wer auch immer aus den betreffenden Vereinen für diese Meldung zur Sonderstaffel verantwortlich ist, aber das Ganze grenzt an Größenwahnsinn und sportlichen Realitätsverlust. Welchen pädagogischen Sinn soll es haben, Wochenende für Wochenende als Verlierer vom Platz zu gehen? Darüber lernt man nicht zu verlieren, auch nicht besser Fußball zu spielen, sondern allenfalls den Spaß am Kicken zu verlieren.
Die stärkeren Teams wiederum nutzen diese Gegner nicht nur dazu aus, mal etwas auszuprobieren, sondern auch, um ihr eigenes Spiel in den Details zu studieren und zu analysieren. Wie tadellos spielen die Spieler? Wer hat noch Probleme im Verständnis und Auflösen bestimmter oder allgemeiner Spielsituationen? Halten die Spieler geschlossen die Ordnung oder fällt jemand in eine Ego-Haltung, weil er plötzlich ganz viele Tore für sich allein erzielen will?
Ohne auf eine Statistik zurückgreifen zu können, würde ich sagen, wir haben alle Aufgaben zu 75-80 Prozent sehr gut und gemeinschaftlich gelöst. Nach Torchancen wären sicher mindestens 5 Tore mehr drin gewesen. Auch gab es hier und da Unkonzentriertheiten und individuelle Fehler. Aber gemessen daran, dass wir viel und oft wechselten, spielte das Team insgesamt einen sehr soliden, harmonischen und durchaus zugkräftigen Fußball. Annähernd gleich viele Treffer in jeder Halbzeit zu erzielen, spricht durchaus für eine gute Balance des Teams und einen beständigen Wirkungsgrad im Spielaufbau und bei der Torchancenverwertung.
Mir gefiel insbesondere, dass die Mannschaft in keinerlei Situation überheblich wurde, sondern sehr gewissenhaft als Kollektiv agierte. Dafür spricht auch die hohe Zahl der Torschützen, es traf beinahe jeder, und die, die nicht trafen, haben Treffer durch kluge Zuspiele und sauberes Agieren perfekt vorbereitet. Das ist insgesamt ein sehr gutes Ergebnis, denn es zeigt, dass wir nach wie vor ein sehr ausgewogenes und klug miteinander kombinierendes Team haben. Unser Kader mag etwas zu klein sein und bis zur D-Jugend müssen wir noch aufstocken, aber diese elf Spieler, die derzeit das Team bilden, zeichnet eine ungewöhnlich große Geschlossenheit und spielerische Ausgewogenheit aus, von der ein Trainer im Grunde nur träumen kann. Denn mit solch einem Kader kann man ungemein gut arbeiten und die nächsten fußballerischen Schritte auf den Weg bringen.
Gleichwohl wird die Rückserie uns wieder einiges an Nerven und neuer sportlicher Kontinuität abverlangen, denn ein Selbstläufer ist auch dieses Team nicht, auch wenn diese Hinserie bislang für uns wie am Schnürchen lief. Gerade gegen die starken Gegner zeigten wir überzeugende und sehr gute Leistungen und konnten reichlich punkten. Nun wird es wohl auf ein Endspiel zwischen uns und dem 1. FC Union hinauslaufen, auch wenn die Füchse, Dynamo und Empor immer noch im Rennen sind. Dieses Spiel Ende November wird dann gleichzeitig schon der erste Test für die Rückserie sein, bei der wir wieder mit den stärksten Berliner Teams unseres Jahrgangs um den Berliner Staffelsieg spielen werden.
Egal, wo wir dann landen, ich würde mir vor allen wünschen, dass wir die gute Stimmung im Team behalten und die enorme Begeisterung weiterhin hoch halten können. Im Augenblick läuft es unglaublich rund, das dürfen wir durchaus genießen, aber uns darauf auszuruhen, wäre leichtfertig.
Auch wir lernen von Spiel zu Spiel dazu!
[6. Punktspiel HR / 7. Oktober 2018]