BFC Dynamo Berlin Winterturnier
2. Platz
Eigentlich würde ich bei Hallenturnieren lieber auf der Gegenseite sitzen als neben dem eigenen Tor. Das hat etwas mit dem Blickwinkel auf das Spiel zu tun. Zu sehen, dass ein Ball ins eigene Tor geht, ist schmerzhaft genug. Es aber auch noch aus direkter Nähe ansehen zu müssen, grenzt manchmal an Folter. Umgekehrt kann man sich nur halb daran laben, wenn vorne ein Spielzug perfekt sitzt und von einem wunderbar heraus gespielten Treffer gekrönt wird. Die Feinheiten und köstlichen Details gehen einem über die Distanz etwas verloren.
Dass es dieses Mal nicht ganz für den ersten Platz reichen würde, konnte ich im Grunde sehr schnell erkennen, quasi schon im ersten Spiel. Wir taten uns schwer, spielten zwar sehr gut und dominant, aber nicht konsequent genug. So zeigte sich insbesondere in Spielen gegen vermeintlich leichtere Gegner erneut eine große Abschlussschwäche. In Spielen mit vermeintlich stärkeren Teams offenbarte sich sogar noch etwas anderes, das einerseits mit Leichtfertigkeit zu tun hatte, andererseits aber auch dem Umstand geschuldet war, mit einem reduzierten, nicht perfekt eingespielten Kader zum Turnier angetreten zu sein.
Schon beim Umkleiden in der Kabine war es seltsam ruhig. Verbliebene fünf von dreizehn Spielern plus ein aus der zweiten Mannschaft ausgeliehener Torwart saßen in großzügigen Abständen zu einander in einer nicht gerade freundlichen, kleinen, aber immer noch viel zu groß wirkenden, unterirdischen Kellerkabine im grellen Licht. Egal, welchen Witz man erzählt hätte, er wäre nur halb so lustig gewesen wie in größerer Runde. Irgendetwas fehlte, das merkte ich schnell, auch wenn ich sogleich versuchte, die glorreichen Sechs aufeinander einzuschwören. Sie machten im übrigen, das wollen wir nicht vergessen, ihre Sache sehr gut!
In solch einem kleinen Kreis kann man viel lernen über Mannschaftspsychologie und das Moment des Teamgeistes. Jede Mannschaft ist ja nur so erfolgreich wie die Qualität ihrer Binnenchemie, das ist ja nichts Neues. Nach zwei sehr soliden, aber nicht gerade üppigen Siegen lagen wir im dritten Spiel plötzlich mit zwei Treffern zurück. Zwar ging nun tatsächlich ein immenser Ruck durch das Team und die drohende Niederlage wurde mit vereinten Kräften und etwas Glück in einen Sieg umgewandelt. Aber trotzdem war insgesamt zu spüren, dass der Einheit etwas fehlte an diesem ausgedünnten Ski-Ferien-Samstag. Ein bestimmter verbaler und kommunikativer Kitt, ein gemeinschaftlich-mentaler Esprit. Zwar waren die drei Treffer fantastisch heraus gespielt, gleichwohl wären die beiden Gegentreffer durchaus vermeidbar gewesen.
Im fünften Spiel wiederholte sich das Muster. Dieses Mal lagen wir zwar nur mit einem Treffer zurück, konnten aber selber nur noch ein Tor erzielen. Auch dieser umwerfende und überzeugend heraus gespielte Ausgleichstreffer konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Chemie an diesem Tag nicht hundertprozentig stimmte und ein bestimmtes Element der Zusammengehörigkeit fehlte. Im letzten Spiel, das wieder einmal durch die Tabellen-Konstellation zum Endspiel avancierte, mussten wir uns dann endgültig geschlagen geben. Nicht schlimm, aber eben auch nicht verwunderlich.
Auch gingen wir hier zunächst sehr gut in die Partie und und spielten gefällig in den ersten vier Minuten auf, drängten den Gegner anhaltend in seine Hälfte, kamen aber nicht deutlich genug zum Abschluss und schlimmer noch, standen hinten selber wieder nicht konsequent genug bei den schnellen Vorstößen des Gegners. Innerhalb kürzester Zeit lagen wir erneut mit zwei Treffern zurück. Fatal, denn uns hätte aufgrund des Torverhältnisses insgesamt ein Unentschieden für den Turniersieg gereicht. Aber am Ende des Tages fehlten uns dann doch Kraft, Konzentration und das nötige Quäntchen Chuzpe, um sich gegen die ein Jahr älteren Spieler von Königswusterhausen zu behaupten.
Der zweite Platz war aber sehr wohl verdient! Und spätestens als unser Spieler mit der Nummer 10 zum besten Spieler des Turniers gekürt wurde, auch wenn ein anderer es durchaus ebenso verdient hätte, war auch die Trauer über das verlorene Finale bei allen Spielern wieder verflogen. Bei der Aufteilung der süßen Prisen zeigte sich erneut die spezielle Zusammensetzung des kleinen Teams. Einer nahm, weil keiner so recht wollte, sämtliche Milchstraßen an sich, einem anderen wiederum wurden sämtliche nussige Karamellfeen überlassen. So etwas wäre, da bin ich mir sicher, in der großen Meute niemals geschehen!
Die Fehler, die uns unterlaufen waren, taugten zudem gut zur Analyse und reichten hoffentlich auch zur Einsicht. Denn die Rückrunde wird uns nicht nur sportlich viel abverlangen und am Ende weitaus wesentlicher über Weh und Jubel der ganzen Saison entscheiden, weshalb solch ein kleines und unspektakuläres Turnier nicht überbewertet werden muss, aber durchaus seinen Lerneffekt für uns besitzt. Und vor diesem Hintergrund war es dann auch wiederum völlig okay, hinter dem eigenen Tor zu sitzen, auch wenn ich die fantastischen One-Touch-Kombinationen vorne gerne aus größter Nähe gesehen hätte.
[Turnier beim BFC Dynamo Berlin / Sa. 8. Februar 2020]