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AMA / E2
SAISON 2017 / 2018

So nicht!

AMA e2 - BFC Dynamo E2

1 : 6

Welche Szene beschreibt das Spiel besser als jene verzweifelte Rettungsaktion unseres Torhüters Mitte der ersten Halbzeit, als er versuchte, einen hohen Ball zu klären und dabei heftig gegen den Pfosten prallte und benommen zu Boden sank. Wir lagen bereits mit zwei Toren zurück und verloren nun den Faden komplett.

Im Grunde besiegten wir uns selbst - mit allen Mitteln der gut gemeinten, aber schlecht umgesetzten Spielkultur. Bis auf wenige Ausnahmen stand die gesamte Mannschaft komplett neben sich. Nichts von dem, was wir am Samstag noch so selbstbewusst gezeigt hatten, war an diesem Mittwoch Nachmittag auf dem Lobeck wieder zu erkennen. Die Mannschaft wirkte lustlos und uninspiriert, sie dachte nicht mit und bäumte sich bei keinem der sechs Gegentreffer auf. Sie schien die ganze Zeit über damit beschäftigt zu sein, sich zu wundern, warum ihr so gar nichts gelingen wollte.

Gegen einen gut strukturierten Gegner lautet die Minimalanforderung beim Abstoß: Zielgerichtete Bewegung auf und zwischen den Positionen. Ich sah kaum einen Spieler, der sich im Sprint anbot oder zumindest durch tänzelnde Bewegung versuchte, seinen Gegenspieler zu beschäftigen. Es gab kein Zusammenwirken, keine aufeinander abgestimmten Laufwege. Nur zwei Spieler vermochten den Ball überhaupt zu behaupten. Versteckt im Niemandsland der Gegenspieler zu stehen und unbeteiligt darauf zu warten, dass jemand anderes den Ball fordert und verarbeitet, das grenzt an Spielverweigerung. Vier erweiterte Eigentore durch solch lustlose Eröffnungen. So gewinnt man nicht gegen den direkten Tabellennachbarn, sondern bekommt richtig einen auf die Mütze.

Der BFC Dynamo spielte nicht unbedingt den attraktiveren Fußball. Seine Eröffnungen bestanden in langen Abschlägen des Torhüters aus der Hand bis kurz vor die Mittellinie. Aber Dynamo war immer dann zur Stelle, wenn es darauf ankam, schneller am Ball zu sein und enger am Gegner zu stehen. Wir hinkten in fast allen Spielsituationen mindestens einen halben Gedanken hinterher. Auf die leichte Hitze kann man unsere enttäuschende Leistung nicht schieben, mit ihr musste auch der Gegner auskommen, der zusätzlich einen langen Anfahrtsweg hatte (und noch vor uns am Platz erschien!). Die gelben Leibchen, die wir aufgrund der gleichen Trikotfarbe tragen mussten, kann man auch nicht in die Verantwortung nehmen. Wenn schon, dann war der Trainer schuld, weil er die eine oder andere falsche Entscheidungen getroffen hatte: Am Spieltag wie in der Vergangenheit. Er hätte den Kindern etwas mehr Schneid und Selbstvertrauen mitgeben müssen, damit sie auch in schwierigen Situationen bestehen.

Mag eine gewisse Nachmittags-Erschöpfung durch den langen Schultag mit hinein gewirkt haben, aber dies erklärt nur halb, weshalb so gut wie keiner unserer Pässe ankam und so viele technische Unzulänglichkeiten unsere Aktionen durchzogen. Das gesamte Binnengefüge der Mannschaft wirkte betäubt. Hinten fehlte ein umsichtiger Ruhepol, in der Spitze ein wirkungsvoller Knipser, im Mittelfeld ein ballsicherer Antreiber. Eroberten wir den Ball, wurde er viel zu schnell wieder hergegeben. Kaum ein Pass in die Tiefe fand den Mitspieler. Kaum ein Mitspieler lief sich geschickt frei.

So wenige Torschüsse wie heute zählten wir schon lange nicht mehr. Wirkungslose Dribblings, vertändelte Ballannahmen, ein breites Defilee technischer Mängel und bei einigen offenbar auch leichte konditionelle und mentale Probleme. Mit solch einer Leistung werden wir am kommenden Sonntag noch ganz andere blaue Wunder erleben, da geht es gegen die Hertha vom BSC. Der Fußball in unserer Spielklasse ist kein Gute-Laune-Ding, das von selbst funktioniert, nur weil man bereits auf dem Platz steht. Auf dem Platz zu stehen bedeutet, auf dem Platz aktiv werden zu müssen. Im Training wie im Spiel!

Ein Fußballplatz ist kein Abenteuerspielplatz. Anders gesagt, auf einem Fußballplatz gibt es keine geschützten Ecken und Winkel, in die man sich zurückziehen kann, um in Ruhe vor sich hin zu werkeln. Alle sind in das eine Spiel, das dort stattfindet, voll eingebunden. Ein Fußballspiel ist ein alle unmittelbar gleich betreffendes Ereignis.

Ein schlechtes Spiel legt jedes Team einmal hin, aber heute waren es in der Breite ein paar Mängel zu viel. Solch eine Leistung reicht nicht aus gegen Gegner, die durch beherzten Einsatz und viel Laufbereitschaft großen Druck ausüben. Wir können das besser, das haben wir oft genug bewiesen. Man muss ein Spiel anzunehmen wissen, egal wie stark der Gegner ist. An jedem Spieltag wird das Verhältnis zwischen Kampf um den und Geschick am Ball, zwischen individueller Technik und allgemeiner Laufbereitschaft, zwischen Siegeswille und spielerischer Klugheit neu bestimmt. Als Spieler muss ich mich spätestens mit dem Anpfiff auf meinen Gegner und seine Spielweise einstellen. Erste Voraussetzung dafür ist mentale und körperliche Präsenz auf dem Platz. Und dann kommt schon das mannschaftliche Zusammenwirken.

Darin wiederum ähnelt der Fußballplatz dem Abenteuerspielplatz, denn auch da muss man, wenn man ankommt, schnell herausfinden, was gerade abgeht, wer die Platzhirsche sind und wie man am besten mit ihnen auskommt.

Die Körpersprache verrät viel über den mentalen Zustand eines Spielers oder ein Team. Wenn einer oder mehrere Spieler den Kopf hängen lassen, weil nichts zusammenläuft, bleibt das nicht ohne Wirkung. Dann werden schnell die nächsten Patzer folgen, die die Sache nur noch verschlimmern. Körperspannung signalisiert Bereitschaft, es mit allem, was kommt, aufzunehmen. Zudem ist es im Mannschaftssport immens wichtig, sich gegenseitig zu motivieren und Mut zuzusprechen, wozu ist der Teamgeist sonst da! Jeder Spieler sollte seinem Team zeigen, dass er beherzt Fußball spielen will, auch wenn ihm mal ein dicker Schnitzer unterläuft. Jeder macht Fehler, das ist normal! Widerstandslos einzuknicken und alles passiv über sich ergehen lassen, ist das falsche Signal. Wenn es mal nicht läuft, muss man eben etwas mehr laufen, das ist im Leben nicht anders.

In der zweiten Halbzeit zeigten wir zumindest Courage, auch wenn wir weiterhin unglücklich agierten und nur wenig Konstruktives zu Stande brachten. Man spürte, dass die Mannschaft die katastrophale erste Halbzeit wettmachen und etwas mehr von ihrer gewohnten Spielkultur zeigen wollte. Sie kämpfte, sie lief und tat ihr Bestes, aber die spielerischen Mittel reichten an diesem unseligen Mittwochnachmittag leider nicht aus.

[2. Spieltag Rückrunde / 18. April 2018]


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1:6 (0:4)
(1 x Albion)
Es spielten: Albion, Blerton, Fynn, Levin, Kolja, Timo, Luca, Ion, Gabriel, Julius


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TABELLE ANSCHAUEN
EINBLENDEN / AUSBLENDEN