Champions Trophy Qualifikation 2019
2. Platz
Vorletzte Spielminute im Finale gegen den FC Wilmersdorf, wir drücken energisch aufs Tor, es steht unentschieden. Einer unserer treffsichersten Spieler läuft mit dem Ball am Fuß frei auf das gegnerische Gehäuse zu, zwei Mitspieler laufen mit. Normalerweise lässt unser Spieler solche Chancen nicht liegen. Er schießt! Doch was passiert? Der Ball kullert dem Keeper in die Arme. Was war geschehen?
Eine simple Grasnarbe stand unserer Finalteilnahme in Belgrad im Weg. Unser Spieler hatte in den unseligen Rasen getreten. Nie und nimmer hätte Wilmersdorf ausgeglichen, wir hätten den Platz als Turniersieger verlassen. So aber mussten wir ins Neunerschießen und verloren unglücklich. Fußball ist ein Drama, eine wandlungsfähige Tragödie.
Mit dem erreichten zweiten Platz können wir dennoch mehr als zufrieden sein. In drei von acht Vorrunden-Spielen sahen wir nicht gerade wie Champions aus. Erst im Halbfinale und im Endspiel drehten wir auf und spielten rauschhaft gut nach vorn.
Aber mal ehrlich: Wie kann man solch ein groß aufgezogenes Qualifikations-Turnier unter dem Titel "Champions Trophy" auf solch einem Rasen austragen? Zudem 70 Euro Startgeld verlangen für nichts und wieder nichts. Ein bisschen kam ich mir vor, als hätte mir jemand ein Gartenbau-Abo an der Türklinke verkauft. Grüne Schwielen und schwarze Hautbeulen. Zudem besaßen die vier Spielfelder nicht mal Idealmaß. Der Größe nach erinnerten sie eher an die guten alten Tage des Minifußballs.
Und dann war da noch die Sache mit dem Wechselfehler: Ein Verein hatte gleich zwei Mannschaften ins Rennen geschickt, verlor dann aber die Übersicht bei der Zuordnung. Das geht natürlich nicht, entweder man spielt in der einen, oder in der anderen Mannschaft. In beiden geht nicht.
Kürzen wir die Sache ab: Nur weniges an diesem Turnier erinnerte an die Königsklasse, das meiste blieb bescheiden. Immerhin gab es reichlich Spielzeit für jeden.
Wir starteten holprig mit einem frühen Gegentreffer und mussten im Verlauf der Gruppenphase ganze drei Niederlagen einstecken. Da aber auch die Konkurrenz patzte, reichten uns fünf Siege und ein gutes Torverhältnis für den zweiten Gruppenplatz.
Im Halbfinale trafen wir auf die zuletzt spielstarke Hertha 06. Gibt es so etwas wie Gewissheit a priori? Irgendwie war ich mehr als ruhig. Dieses Mal ließen wir der Hertha keine Luft zum Atmen. Der Sieg war klasse heraus gespielt. Auch im Finale drückten wir auf das gegnerische Tor, nur hier und da wiederholten sich kleine Fehler. Allein es fehlte ein letzter guter Spielzug. Und da war er schon! Aber, ach, da war ja noch diese Grasnarbe.
Im finalen Neunerschießen flog der Sohn des gegnerischen Trainers dem Finalspielort schon mal entgegen. Das musste man ihm lassen, die Paraden waren absolut sehenswert. Zweimal einen hart platzierten Ball aus der rechten Ecke zu fischen und ins Toraus zu lenken, das muss man erst mal schaffen. Immer in die andere Ecke schießen, wenn ein Keeper auf der einen Seite so extrem gut ist, wollte ich unserem dritten Schützen noch mitgeben, aber da war das Unglück schon geschehen.
Großes Tränenbankett auf der einen - Jubel auf der anderen Seite. Ich spürte ein unangenehmes Kratzen im Hals, und tatsächlich, am nächsten Tag schwitzte ich eine Erkältung aus.
Nicht auszudenken, der Ball wäre ins Tor gegangen!
[Quali Champions Trophy 2019 / 13. April 2019]