Askania Coepenick U15 - AMA U15
0 : 3
So nahe waren wir den Bayern und dem Bundestrainer noch nie. Man konnte sie förmlich spüren – akustisch, denn keine fünfhundert Meter entfernt von unserem eigenen Ligaspiel in der Wuhlheide trotzten die Eisernen von Union dem großen FC Bayern eine mitreißende zweite Halbzeit ab. Mit Fernsehen und so!
Bereits direkt vor unserem Spiel gegen Askania schnupperten wir ein bisschen Bundesligaluft – trafen doch dort die U17 von Union und Wolfsburg aufeinander. Großes Aufgebot an werbewirksamen Insignien und vereinseigenen Eckfahnen im weitläufigen Stadionrund für die langen Jungs mit den ersten Rasierschäden. Sogar das junge Schiri-Gespann trabte nach dem Match jovial und brustgeschwellt an uns vorbei, dickes DFB-Emblem am flatterigen Hemd. Junge, Junge!
Zur ganzen Atmosphäre passte, dass Zweidrittel unseres Teams (einschließlich Trainer stramm vorweg) auf den Fahrrädern hinaus in die Wuhlheide geradelt war – hin und zurück. Von Treffpunkt bis Spielort per Google gemessene 9,44km. Also mal zwei = 18.88 km! Ohne individuelle Zu- und Anfahrwege - so funktioniert Klimawende! Ein bisschen SC Freiburg anno 1993, nur leider noch keine Bundesliga.
Gern hätten wir auf dem neuen Kunstrasen gespielt, so war das Spiel auch offiziell angesetzt. Aber die Spielleitungen vom gastgebenden Verein hatten es wohl für unnötig erachtet, uns oder dem BFV rechtzeitig darüber in Kenntnis zu setzen, dass das Spiel auf Naturrasen stattfinden müsse, da der Kunstrasen seit geraumer Zeit gesperrt sei. Jener war allerdings durch die herbstlichen Kapriolen etwas schmierig und nicht wirklich eine Freude für mitgebrachte Kunstrasenschuhe, insgeheim bedauerte ich sogar die vielen Nachwuchskicker von Union, die in dem verödeten Stadion all ihre Bundesliga-Heimspiele bestreiten müssen, so richtig atmosphärisch kam mir der Ort leider nicht vor. Da fehlten einfach ein paar Tausend Zuschauer. Na ja, ist natürlich alles relativ.
Wir fanden gut ins Spiel und konnten schon früh einen Treffer markieren, der uns viel Sicherheit gab. Nach der in der Vorwoche alles andere als erbaulichen 1. Halbzeit-Niederlage gegen unsere hauseigene C2 waren wir auf akute Verbesserung unserer desaströsen Defensivarbeit fokussiert. Bloß nicht wieder ins offene Messer laufen und trotz hoher Ballbesitzquote zwei durchweg dämliche Konter einfangen. Beeindruckend bereits die Traufhöhen der in Reihe aufgestellten Teams zur Begrüßung. Da konnte man das unterschiedliche Längenwachstum der Altersklasse U15 gut bestaunen. Einige unserer Spieler waren, obwohl nur ein Jahrgang jünger, tatsächlich nur halb so groß wie mancher ihrer Gegner. Aber das muss ja nicht viel heißen, und so führten wir zur Pause tatsächlich solide mit zwei zu null Toren.
Im Grunde erledigen unsere jüngeren Spieler, die ja ein Dreiviertel des Kaders bilden, ihre Aufgaben bislang sehr souverän und hoch konzentriert. Sie spielen sich ihre Chancen gut und geduldig heraus, auch wenn ihnen im Abschluss manchmal noch die Schusskraft fehlt. Was ihnen an Größe und Körperkraft fehlt, machen sie durch Spielwitz, Technik und vor allem durch einen grandiosen, mitreißenden Teamspirit wett. An den neuralgischen Punkten im Spielsystem achten wir natürlich auf besondere Fixierungen und Absicherungen. Es wäre auch nicht schlimm, wenn ein Spiel mal nach hinten losginge. Aber freilich wollen wir uns unter allen Umständen eine sehr gute Ausgangssituation für die Rückrunde und nächste Saison erspielen. Das bedeutet, wir dürfen uns keine allzu dicken Patzer erlauben.
Die Jungs wissen das und spielen trotzdem mit einer Leichtigkeit auf, die mich immer wieder erstaunt. Ich habe kaum mehr zu tun, als diese prästablilierte Harmonie des Teams am Laufen zu halten und hier und da mit ein paar neuen individual- und gruppentaktischen Perzeptionen anzureichern. Das Team kommt mir oft genug wie ein Selbstläufer vor, und ich vergesse darüber, wie viel Zeit und Trainingsarbeit jeder einzelne dieser Spieler bereits intus hat. Sie sind wahrlich keine Anfänger mehr, und doch können sie noch so viel Neues dazu lernen und stehen im Grunde erst am Anfang ihrer Sportlerkarriere. Sie haben die besten Jahre noch vor sich!
Es ist wirklich ausnehmend schön, und nach den Abgängen dieses Sommers hätte ich mir ein solches Volumen an fußballerischer Klasse und zwischenmenschlichem Charakter kaum vorstellen können. Aber loben wir den Tag mal nicht vor dem Abend, denn da kommen noch einige reizvolle und schwierige Aufgaben auf uns zu.
Zumindest heute waren wir den/dem Großen schon ganz nahe!
[8. Spieltag / Sa. 30. Oktober 2021]