VSG Altglienicke U15 - AMA U15
2 : 4
Perfekter kann man eine Saison nicht abschließen. Letztes Spiel, Rückspiel zur inoffiziellen Berliner Landesmeisterschaft, auswärts, Freitag Abend, tief im Berliner Südosten, ungemein starker, druckvoller Gegner, perfekte Fahrradstrecke am Kanal entlang, Rückenwind und dann auch noch ein beeindruckendes Vier-zu-zwei.
Das beste Geschenk des Tages war freilich das unglaubliche Spiel, bei dem so gut wie alles funktionierte, was wir uns vorgenommen hatten. Cool bleiben, gegenhalten, unser Spiel suchen, Tore schießen, gewinnen! Alt-Glienicke setzte uns sofort energisch unter Druck, zelebrierte ein hohes Pressing, ließ uns kaum Luft zum Atmen oder gar Platz zum Ausstrecken. Wir kamen nicht in die Zweikämpfe rein, derart fegten sie über uns hinweg.
Aber unsere Chance rückte mit den ersten kleinen Nadelstichen näher, und in gnadenloser Effizienz nutzten wir Alt-Glienickes ersten kleinen Fehler in der Abwehr und gingen überraschend in Führung. Durch eine simple Bewegung geschickt an den Ball gekommen, schob unser Torgeier den Ball am Keeper vorbei ins Netz. Es sollte nicht die einzige Sternstunde dieses Freitagabends bleiben.
Der Vorsprung gab uns Sicherheit, gleichwohl drückte der Gegner weiterhin energisch auf unser Tor. Ein etwas ungestümer Körpereinsatz an der Strafraumgrenze ließ ihren Stürmer geschickt zu Boden gehen, das Schiedsrichtergespann entschied sofort auf Strafstoß. Schon war der Vorsprung wieder dahin.
Bis zur Pause hatten beide Teams mehr oder weniger den anderen solide ausgelesen, es war klar, dass das Spiel in beide Richtungen Fahrt aufnehmen könnte, beide Teams lagen gleich auf. Wir wollten unsere Deckung optimieren und dem Gegner früher auf den Füßen stehen, um ihn zu neuen Fehlern im Aufbauspiel zu zwingen. Letztlich war uns klar, dass sie ihre schnellen und athletischen Spitzen unentwegt in Position bringen wollten, so mussten wir die langen Diagonalbälle der hoch stehenden Außenverteidiger rechtzeitig unterbinden. Es gelang uns gleich bei der ersten Aktion nach Wiederanpfiff, sofort machte sich ein gutes Gefühl bei uns breit.
Wir kamen nun besser ins Spiel, konnten den Ball häufiger kontrollieren und sogar Spielzüge aufziehen. Bei einem ging es schnell nach vorne über drei Stationen, und plötzlich lief der Torschütze des ersten Treffers dem Ball in die Tiefe hinterher, nahm ihn geschickt auf der inneren Linie mit und schaffte es, den einen entscheidenden Schritt vor dem heranstürmenden Verteidiger in die Box zu kommen, worauf er nur durch Foul am Torschuss gehindert werden konnte. Elfmeter! Den unser Eckentor-König trocken und hart in die linke untere Ecke pfefferte.
Erneute Führung, aber das war es noch nicht.
Wieder glich der Gegner aus, nutze eine Unachtsamkeit in unserer Deckung, um zurück ins Spiel zu kommen, ärgerlich, aber nicht unverdient. Gleichwohl schienen wir nun besser mit dem Pressing und lang gespielten Bällen zurecht zu kommen. Auch war ihr trickreicher und wuchtiger Mittelstürmer verletzt ausgeschieden. Was uns jedoch final auf die Siegerstraße brachte, war unsere große Moral und spielerische Linie, die wir niemals aufgaben, freilich auch das Glück der erneuten dritten Führung durch einen Sonntagsschuss nach abgewehrter Ecke von der Strafraumgrenze über den Keeper hinweg ins Toreck. Letztlich drängten wir immer wieder gefährlich in die Box der Alt-Glienicker und kamen zu guten Abschlüssen, was sie selber mehr und mehr vermissen ließen. So war unser vierter Treffer im Grunde schon der finale Deckel auf dem Siegertopf, auch wenn noch gut fünfzehn Minuten zu spielen waren. Dieses Mal hielt unsere Abwehr und wir brachten den Vorsprung souverän über die Ziellinie.
Schöne Geste von beiden Teams, sich nach Abpfiff wechselseitig ein Sieger-Spalier zu geben, denn eines war allen klar geworden: Hier hatten zwei Teams auf Augenhöhe gegeneinander gekickt. Den glänzenden Meisterschaftsteller, den uns Alt-Glienicke überreichte, stemmten wir jubelnd in den Freitag-Abendhimmel und feierten unsere erste und wahrscheinlich einmalig bleibende inoffizielle BFV-Landesmeisterschaft.
Auf der Rückfahrt ließ ich mich vom Mitradler und den Ereignissen förmlich durch die Landschaft ziehen. Mir war klar, dass ich einen besseren Saison-Abschluss niemals hätte erleben können.
[Landesfinale-Rück / Sa. 30. Juni 2023]
