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AMA / C1
SAISON 2021 / 2022

In Feierabendlaune

Grünweiss Ahrenfelde U15 - AMA U15

2 : 3

Da stehen wir nun als neues Team mit gemixtem Kader aus zwei Jahrgängen und hehren Zielen. Bezirksliga, ein ganz neues, ungewohntes Terrain. Spieler sind gegangen, Spieler sind neu hinzugekommen. Aber abgesehen von einer dramatischen Schlussmann-Komödie (gleich zwei Keeper verließen uns sang und klanglos) und dem einen oder anderen wirklich schweren Verlust, sehen wir ein neues Team aufspielen, das dem alten kaum in etwas nachsteht.

Im Gegenteil, irgendwie ist die Mischung unglaublich begeisternd, geradezu ein Quell der Sympathie, Motivation und Leistungsbereitschaft. Im Training flutscht es, die Stimmung ist ausgesprochen gut. Zugegeben, hier und da müssen wir uns noch ein bisschen besser kennen lernen. Was, wie und warum will der Trainer etwas Bestimmtes von mir? Und wie kann er dabei einen neuen oder älteren Spieler am besten und idealerweise ansprechen? Lernprozesse! Aber das wird schon, und wenn nicht, dann ist es auch nicht schlimm, denn die Zeiten sagen uns ohnehin etwas voraus, das weit über unseren kleinen Fußball hinaus reicht.

Dieser Text entsteht an einem Samstag, drei Tage nach dem gespielten Spiel, eigentlich zu einer Zeit, als bereits das nächste Spiel stattfinden sollte. Aber das fiel dummerweise aus, da sich der Gegner in seinem Training von selbst aufrieb und plötzlich zu viele Verletzte aufbot, als dass er noch gegen uns hätte antreten können oder wollen. Zur allgemeinen zeitlichen Einordnung: Gestern startete die 1. Bundesliga, und wenn ich eines nicht vermisse oder vermisst habe in den letzten Monaten, dann den Fernseh-Fußball.

Selbst die EM zog relativ unspektakulär an mir vorbei, zeitlich noch fernab von allen späteren Feuers- und Hitzerekorden in Griechenland. Ich ging täglich in der Ägäis schwimmen, sah das seit Jahren glasklar gewohnte Wasser in traurig grüne Trübnis sich verwandeln, aß viel Salat und wenig Pasta und beendete mit dem Spiel der Deutschen gegen England bereitwillig mein weiteres Interesse am Turnier-Verlauf. Für den Fernseher dort in der abgelegenen, einst paradiesischen Einöde blieb eh kein Strom aus dem durstigen Benzin-Generator. Aber das versteht nur jemand, der sich mit griechischen Behörden und trotzig abgelehnten Bestechungsgeldern auskennt.

Ein Paradies, das bald keines mehr ist! Und im Grunde vergleiche ich das gerne mit dem Fernseh-Fußball. Er - wie manch andere global aufgezogene Massensportveranstaltung - erscheint mir angesichts der neuen Zahlen zur Klimaerwärmung komplett aus der Welt gefallen. Von heute aus betrachtet, kann ich mir die WM in Katar, je näher sie rückt, immer weniger vorstellen. Es ist einfach zu absurd. Formel-1-Zirkus, Tennis-Zirkus, Olympia-Zirkus – all diese Veranstaltungen fliegen immer noch mit Concorde durch die Gegend.

Mag sein, dass die eigene Situation und Problemstellung der letzten Monate, als ich nicht wusste, wie es bei uns durch die angekündigte Zahl der plötzlichen Abgänge zu größeren Berliner Clubs weitergehen würde oder könnte, mit hinein spielte in einen gewissen Frust über die Scheinheiligkeit von vermeintlichen Leistungsformaten und überhaupt dem ganzen halbseidenen Profigetue.

Umso glücklicher bin ich nun, dass ein neues reales Team vor mir steht und wir uns von Mal zu Mal besser verstehen. Ein Team, das fußballerisch und vor allem charakterlich unglaublich begeisternd auf mich wirkt. Was freilich sofort die Gefahr birgt, dass das nächste Angebot eines großen Clubs für den einen oder anderen Spieler nicht lange auf sich warten lässt und der ganze existentielle Schlamassel von Anspruch und Wirklichkeit von vorn beginnt. Ja, man kann das so festhalten, als kleiner Amatuerclub weiß man ein Lied vom guten alten Mythos von Sisyphos zu singen, anders als im Profigeschäft, bei dem es wohl eher um nachwachsende fette Lebern geht. Aber auch das versteht nur jemand, der sich mit archaischen griechischen Strukturen auskennt.

Herrgott, das interessiert doch niemanden, Reisner!

Die Sportanlage in Ahrensfelde hat eine schmucke Tartanbahn in Hellgrün. Auf der trabte unserer Gegner zum Aufwärmen geschlossen ein paar Runden, während wir leicht verspätet in kleinen Margen eintrudelten. Grandiose Baustellen, munter motorisierte Feierabendlawine und grotesker Lokführerstreik hatten uns vor eine mittelgroße Herausforderung an diesem frühen Mittwoch Abend gestellt. Am Ende waren die S-Bahnfahrer doch die Schnellsten, Pünktlichsten und Frischesten, muss man sagen.

So eilten wir schnell nach dem Umziehen auf ein kleines Geläuf zum mentalen Aufwärmen, ließen den Ball ein wenig laufen, schnitzten hektisch an der Konzentration und einem Fokus auf das Spiel und gingen dann auch sogleich nach ein paar Spielminuten in kuriosen Rückstand. Langer Ball Richtung Torhüter, der etwas unentschlossen agierte und sich im Verbund mit dem Innenverteidiger von der Eigenbewegung des Balls so irritieren ließ, dass der gegnerische Stürmer seinerseits nur seine Irritation überwinden und den Ball simpel über die Linie drücken musste.

Der Treffer beeindruckte mich nicht. Mir schien doch, wir hätten die bessere Spielanlage, auch wenn sich noch viele Aktionen in einem etwas hektischen Gewimmel im Mittelfeld entluden und nur allmählich eine klare Spiel- und Passsprache zum Vorschein kam. Der Ausgleich war eher glücklich, denn wir verwandelten einen Freistoß direkt, er war so ein typisches zufälliges Aufeinandertreffen zweier ungewollter, aber für uns glücklicher Faktoren. Schuss mitten durch die Mauer - dem Keeper durch die Arme flutschender Ball. Laut einer neuen englischen Studie kommt die Mehrzahl der Treffer im Fußball eben durch solche Zufallsaktionen zustande. Man muss also den Zufall zu erzwingen lernen!

Wir benötigten dafür die ganze weitere Hälfte, um schließlich einen Spielzug zu finden, der uns verdientermaßen und sehr überzeugend zum Führungstreffer führte. Der Treffer lag lange in der Luft, aber fiel erst direkt vor der Pause als schöne Kombination mit sattem Abschluss über die linke Seite. Zu Beginn der zweiten Halbzeit hatten sich die Ahrensfelder viel vorgenommen und drückten hoch und energisch auf unser Tor. Allerdings ohne Erfolg. Recht schnell konnten wir uns von dem Pressing befreien und erneut die Regie im Spiel und dieses Mal sogar noch deutlicher übernehmen. Die Grünweißen blieben gefährlich bei langen Bällen und schnellen Vorstößen in die Tiefe. Insgesamt wirkten wir jedoch, obwohl deutlich jünger, weitaus abgeklärter und ließen den Ball über weite Strecken geschickt laufen, verfehlten allerdings nach gut heraus gespielten Möglichkeiten das Tor. Erst ein verwandelter Strafstoß brachte uns auf die Siegerstraße.

Allerdings ließ dann unsere Konzentration etwas nach. Weitere gute Gelegenheiten blieben ungenutzt. Dafür verhaspelten wir einen Ball im Mittelfeld und setzten den gegnerischen Angreifer noch einmal in Szene. Der Anschlusstreffer fiel wie aus dem Nichts. Danach wurde es sogar eng, denn der Faden ging uns kurzzeitig verloren. Statt den Ball erneut sauber und ruhig laufen zu lassen, wurden wir fahrig und spielten unkonzentriert. Aber gemeinsam schafften wir es dann doch bis über die Ziellinie und konnten einen ersten Erfolg im Osten feiern, unserem neuen zugewiesenen Spielterrain. Er war verdient und gut heraus gespielt.

[Testpiel / Mi. 11. August 2021]


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Grünweiss Ahrensfelde U15 - AMA U15
2:3 (1:2)
(1x Emil,1x Jonas, 1x Levi)
Es spielten: Bela, Arda, John, Femi, Jonas, Timo, Luca, Guillermo, Emil, Julius, Levi, Felix, Nuri, Noah



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