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AMA / F1
SAISON 2016 / 2017

Hoch, höher, fast am höchsten!

WINTERCUP HERTHA 03 ZEHLENDORF

2. Platz

Einerseits haben wir bei diesem erstklassig besetzten Hallenturnier den zweiten Platz erreicht, punktgleich mit dem Sieger, wir kassierten das ganze Turnier über nicht mal einen Gegentreffer. Andererseits gelang uns im entscheidenden Spiel gegen den größten Konkurrenten und späteren Turniersieger, FC Viktoria 89, nicht mal ein Schuss aufs Tor. Das Spiel endete torlos, unentschieden. Irrwitzigerweise hätten wir das Turnier sogar gewinnen können, wenn wir gegen den späteren Turnierdritten, 1. FC Union, nur ein einziges Tor erzielt hätten. Haben wir aber nicht! Wir hatten die Chance, aber dann zeigten wir Nerven.

Was also ist dieser zweite Platz wert?

Sehr viel! Denn Turniere, bei denen extrem gute Mannschaften antreten, sind bestens dazu geeignet, die eigenen Schwächen aufzudecken. In den direkten Vergleichen mit Superteams zeigt sich, wie es um die eigene Spielkultur bestellt ist. Verstehen unsere Spieler bereits, welches ihre Aufgaben auf den jeweiligen Positionen und im gemeinsamen Spiel sind? Können sie dezidierte Anweisungen, die im Vorfeld gegeben werden, im Spiel umsetzen? Wie reagieren sie auf einen Gegner, der sie energisch unter Druck setzt? Wie weit sind ihre technischen Fähigkeiten gediehen? Es sind solche Fragen, auf die Turniere diesen Formats interessante Einsichten und Antworten geben.

Zunächst einmal: Es kommt nicht auf Körpergröße an, auch wenn Körpergröße oft ein athletisches Moment besitzt, das Vorteile verschafft. Aber in einer Mannschaft mit hoher Spielkultur ist es nur ein sekundäres Merkmal. Entscheidend sind andere Parameter wie: Handlungsschnelligkeit, Spielverständnis, Ballsicherheit und Laufbereitschaft. Diese vier Bausteine sind wesentlich für das Fußballspielen und werden bereits in jungen Jahren geübt und trainiert.

Diese Eigenschaften fallen indes nicht vom Himmel, im Gegenteil sie erfordern viel Training, Aufmerksamkeit und spielerischen Umgang mit dem Ball. Es zeigt sich, dass insbesondere solche F-Jugend-Teams, die dreimal in der Woche trainieren, ihren Gegnern in eben diesen Punkten deutlich überlegen sind. Es ist dabei nicht so sehr der direkte Vergleich von Spielern untereinander, der die Unterschiede aufzeigt, denn auch schwächere Teams haben durchaus gute, bis herausragende Einzelspieler. Entscheidend ist vielmehr, ob und wie die vier Bausteine auf allen Positionen und bei allen Spielern ineinander greifen, sprich, ob ein Team eine gemeinschaftliche Spielkultur entwickelt hat, die nicht auf Zufall, sondern auf bewusstem Zusammenwirken beruht.

Wir sind durchaus in der Lage, erstklassigen Mannschaften wie Viktoria 89, Siemensstadt, Hertha 03 und 1. FC Union das Spiel schwer zu machen. Aber sie selber unter Druck zu setzen und zu dominieren, das können wir leider nicht, dazu fehlen uns die Mittel. Uns fehlen nicht herausragende Einzelspieler, die haben wir durchaus, wir werden sogar vielfach um sie beneidet und zuweilen heimlich umworben, nein, uns mangelt es an der nötigen Spielkultur. Unser Verständnis vom Spiel ist noch nicht reif genug, wir müssen den Boden des Zusammenwirkens noch nachhaltiger kultivieren und die groben Fehlersteine aus dem Acker der Genauigkeit holen, die unser Spiel so fahrig, unpräzise und manchmal holprig erscheinen lassen. Um ganz oben mitmischen zu wollen, müssen wir alle noch eine Schippe drauf legen!

Die Frage ist, wollen wir das? Wir könnten es, es wäre möglich! Dieser Jahrgang ist außergewöhnlich gut! Der Verein bietet Rückendeckung, er fördert uns und ist ohnehin ein Sympathieträger im Kiez. Aber um uns wesentlich zu verbessern, bedarf es einer kollektiven Steigerung und eines größeren Engagements - von allen, vor allem aber von den Eltern und den Kindern.

Drei Mal in der Woche zu trainieren ist kein Pappenstiel! Das muss organisiert und in den Alltag eingebettet werden. Es ist eine höhere Belastung für alle, nicht nur für die Spieler. Drei Mal in der Woche zu trainieren, bedeutet drei Mal in der Woche zum Training zu gehen, Woche für Woche, Monat für Monat. Wer dies nicht schafft, könnte schnell spüren, wie er den Anschluss und die Bindung ans Team verpasst. Die ohnehin schon sichtlich auseinander gehende Leistungsschere ginge noch weiter auseinander.

Aber selbst wenn wir nicht drei Mal in der Woche trainieren würden, wie es ab der E-Jugend jedoch vorgesehen ist, hätte dies Konsequenzen! Denn freilich gibt es einige Spieler bei uns, die das Potential zum Leistungssport besitzen. Sie werden früher oder später die Mannschaft verlassen, weil ihnen andere Angebote eher zusagen oder weil sie ganz einfach unterfordert sind und noch höher hinaus möchten. Wer will es ihnen verdenken? Sie würden gehen, weil dies der Lauf der Dinge ist, das wissen wir. Wir anderen würden bleiben, doch wir wären nicht mehr die, die wir jetzt noch sind und vielleicht noch werden könnten.

Solch eine Veränderung kann sogar schneller kommen, als einem lieb ist. Auch das müssen wir bedenken. Es gibt für uns keine Garantie, dass diese Mannschaft auf diesem Niveau für längere Zeit weiterspielen und zusammen bleiben wird. Nur eines ist klar: Je weniger wir in das Team investieren, desto schneller wird es auseinander brechen, soviel steht fest. Investieren wir etwas oder sogar deutlich mehr, wird dieses Team noch mindestens drei bis vier Jahre lang ein sehr geschätzter Gegner für erstklassige Teams in Berlin sein und bleiben.

Ab der C-Jugend werden die Weichen insgesamt neu gestellt. Dann wird auf Großfeld gespielt, und die großen Vereine locken mit ungeheuren Angeboten. Aber bis dahin wäre etwas möglich, das in kleinen Vereinen nur sehr selten geschieht. Wir könnten oben nicht nur mitspielen, sondern mitmischen!

Wir können uns auch bescheiden und sagen: Macht doch Spaß, so wie es ist! Wir müssen nicht immer gegen so herrlich anzuschauende Teams wie Viktoria 89 spielen. Ein kleiner Kick am Wochenende gegen Hillaspor und Hansa 07, ein bisschen Training und Bolzen auf dem Körte unter der Woche, das reicht uns aus, mehr muss gar nicht sein. Wir sind ja keine Leistungssportler!

Die Zukunft ist offen, so oder so, es liegt an uns, ihr eine Richtung zu geben.

[WINTERCUP HERTHA 03 / SAMSATG, 14. JANUAR 2017]


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2. Platz

Es spielten: Samy, Fynn, Yaron, Luca, Levin, Ion, Timo, Kolja

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