AMA e1 - CFC Hertha 06 e1
2 : 5
Man gewinnt Spiele nicht unbedingt deshalb, weil man besser ist als der Gegner. Aber man verliert Spiele garantiert dann, wenn man schlechter spielt als er. Der Hertha 06 waren wir an diesem windigen frühen Sonntagmorgen deutlich unterlegen. Auf der anderen Seite hätten wir zu unseren Rückrundenauftakt wohl sogar gegen uns selbst verloren. Oder zumindest gegen jenes Team, das sich vor knapp vier Monaten noch den Staffelsieg der Hinrunde sicherte. Wir sind uns über den Winter ein wenig abhanden gekommen. Hoffen wir, dass wir schnell zu uns zurück finden.
Von Anfang an bekamen wir keinen Zugriff auf das Spiel. Der Gegner verteidigte sehr geschickt und hoch, zudem druckvoll, extrem zweikampfstark, eng und mit hohem Laufpensum. Unser Kombinationsspiel kam dadurch nicht in Gang. Wir wirkten fahrig, nervös, offenbarten erneut eine gewisse Schläfrigkeit und zeigten wenig Körperspannung. Im Grunde hinkten wir in allen Aktionen eine Viertelsekunde hinterher. So kommt man natürlich nicht an den Ball und schon gar nicht ins Spiel. Verkehrte Welt. Genau so beherzt, wie die Hertha auftrat, wollten wir auftreten: Dominant, klug, besonnen, im Kopf immer einen Schritt schneller und mit hohem Einsatz.
Natürlich gab es da den einen oder anderen Moment, in dem uns etwas gelang. So hatten wir eine sehr gute Einschussmöglichkeit in der ersten Halbzeit, die beste von allen. Aber wieder einmal konnten wir den Ball, frei vor dem Tor stehend, nicht unterbringen. Wieder fehlten uns Chuzpe und Kaltschnäuzigkeit.
Eine torlose erste Halbzeit und ein von vielen kleinen Unterbrechungen geprägtes Spiel. Insbesondere der etwas penible, sich freiwillig zur Spielleitung angebotene Schiedsrichter unterbrach den Spielfluss sehr oft und ließ unzählige Einwürfe wiederholen, weil eine Fußspitze im Feld stand oder eine Ferse beim Wurf ballettartig hoch ging. Unzählige Zweikämpfe im Mittelfeld rieben das Spiel zusätzlich auf. Eine ganze torlose Halbzeit, das hatten wir schon lange nicht mehr. Erst nach der Pause sollte sich das Bild ändern.
Obwohl wir sehr viel motivierter aus der Kabine kamen, als wir hineingingen, patzten wir nach drei druckvollen und eigentlich vielversprechenden Minuten. Wie aus dem Nichts: Ein gegnerischer Eckball landete direkt auf dem Kopf eines völlig freistehenden Spielers, der den Ball nur noch im langen Eck unterbringen musste. Wo war die Zuordnung? Wo wurde überhaupt gedeckt oder versucht, den Gegner bei seiner Aktion zu stören? Niemand ging zum Ball, stattdessen ließen wir den Gegner einfach machen? Das geht natürlich nicht. Fußball ist, wenn man ihn betreibt, kein Zugucksport. Man muss sich schon ins Geschehen werfen, sonst landet man auf keinem Siegerpodest, sondern auf der Verliererstraße.
Der Führungstreffer gab Hertha großen Auftrieb, uns aber gingen erneut die Kräfte und die Konzentration schlagartig aus. Dieses plötzliche Erschlaffen der gesamten Körperspannung kennen wir schon, es hat uns mehr als einmal arg zurückgeworfen. Wir sind dann extrem anfällig, verlieren völlig die Ordnung. Als wären wir geschockt. Ein Rückstand kommt in unserer Welt anscheinend nicht vor. Das ist nicht gut! Ein weiterer kapitaler Stellungsfehler und ein katastrophales Zuspiel am eigenen Strafraum zum Gegner, schon befanden wir uns innerhalb kürzester Zeit in einer ziemlich aussichtslosen, schwierigen Situation. Innerhalb von vier Minuten hatten wir das Spiel aus der Hand gegeben, es war beschämend.
Doch dann kamen wir plötzlich in Gang. Zehn bis fünfzehn Minuten machten wir Druck, trauten uns endlich etwas zu. Es gelangen uns sogar zwei Treffer, der Schock schien überwunden, wir waren nah dran am Ausgleich. Ein Freistoß nach einem Hakler an der Strafraumgrenze wurde uns verwehrt, der dritte Treffer lag in der Luft, aber er wollte nicht fallen. Wie es dann meistens so ist, reicht erneut eine kleine Unachtsamkeit aus, um allen ins Spiel geworfenen Einsatz einzubüßen. Wieder sahen wir in der Abwehr nicht gut aus, und die Hertha erhöhte erneut auf zwei Tore Vorsprung. Sie legte sogar noch einmal frech nach zum verdienten, wenn auch etwas zu hoch ausgefallenen Sieg.
Das Spiel war gelaufen, deutlich und zurecht hatten wir es verloren. Einige Verletzte stehen in der Liste. Trainingsausfälle mehren sich, das Wetter muntert auch nicht gerade auf. Im Augenblick sieht es etwas trübe aus. Auf der anderen Seite sind wir nach wie vor sehr motiviert, man sieht es beim Training. Zwei Spieler, die keine Minute zum Einsatz kamen, erscheinen am nächsten Tag sofort wieder zum Training und hauen sich rein, das ist absolut vorbildlich!
So eine Niederlage muss man letztlich schnell wegstecken. Das nächste Spiel steht bereits an. Insgesamt ist das Niveau in der Liga enorm gestiegen, das Tempo ist sehr hoch. Das Spiel wirkt körperlicher und taktisch komplexer. Die nächsten Gegner werden nicht leichter zu bespielen sein, ganz im Gegenteil. Es ist keine Selbstverständlichkeit, gegen all diese Berliner Topteams zu spielen und sich beweisen zu dürfen. So ist die Rückrunde auch ein guter Vorgeschmack auf die D-Jugend, in der der Platz noch einmal größer gesteckt wird, weil ein Feldspieler hinzukommt, und das Spiel noch mehr Anforderungen an jeden einzelnen stellt, sowohl körperlich, als auch mental.
Wir sind noch lange nicht am Ziel.
[1. Spieltag RR / 17. März 2019]