AMA U12 - Hertha 03 U12
5 : 6
Derzeit ist unsere Fehlerquote so hoch, dass das gesamte Team wie von der Rolle wirkt. Im Grunde gelingen uns die einfachsten Dinge nicht mehr. Als hätten wir das Fußballspielen über den Winter verlernt.
Selten, dass wir einmal den Ball über drei Stationen laufen lassen. Selten, dass er überhaupt einmal nach einem Ballgewinn gesichert wird. Er springt uns in einem fort zu weit vom Fuß, wird dem Mitspieler ungenau zugepasst, blindlings nach vorne geschlagen oder freistehend vor dem gegnerischen Tor direkt auf den Torhüter platziert.
Bei mangelnder Geschmeidigkeit, Geschwindigkeit und Genauigkeit am Ball bleiben die Defizite nicht stehen. Es kommen individuelle Stellungsfehler im Spiel ohne Ball hinzu, gepaart mit dicken Patzern im Aufbauspiel und in der Defensive. Wenn es gilt, einfach nur Klarheit zu schaffen und eine Situation zu bereinigen, glänzen wir mit haarsträubenden Entscheidungen und konfusen Aktionen. Derzeit ist unser Spiel alles andere als schön mit anzusehen.
Wenn uns der nächste Sekundenschlaf nach gerade aufgeholtem Rückstand erneut zurückwirft, merke ich, wie mir langsam die Ideen ausgehen. Es ist zum Verzweifeln! Jedes Mal benötigen wir unendlich viel Kraft und Energie, um die kleinsten, aber folgenschwersten Unkonzentriertheiten auszuwetzen. Wir schaffen es nicht einmal, eine Führung solide zu verwalten.
Man kann uns keinen mangelnden Willen unterstellen, allenfalls zu wenig Laufbereitschaft und nicht ausreichende Initiative für ein beherztes Spiel, für bestimmte taktische Aufgaben. Wir lassen technische Raffinesse und die notwendige Klarheit und Körperlichkeit vermissen. Dem einen oder anderen fehlt sicher noch ein ausgereifteres Verständnis dafür, in der Leistungsklasse unterwegs zu sein. Gleichwohl steckt in der Zitrone immer noch viel Saft!
Natürlich gibt es Formschwankungen und Trainingstiefs und kognitive Blockaden und schlechte Tage. Nur an der Häufung der zuletzt nicht mehr an ein Topniveau heranreichenden Leistungen müssen wir zugleich eine problematische Tendenz ablesen. Obwohl wir in der Tabelle noch ganz oben stehen, erscheint eine Spitzenplatzierung ferner denn je.
Was können wir tun?
Zunächst einmal müssen wir unser Selbstvertrauen zurückgewinnen, aber eben so, dass uns dabei klar wird, dass das alte Selbstvertrauen in ein neues Selbstvertrauen übergehen muss. Die Zeichen stehen nun mal auf Veränderung und Umbau und Neustrukturierung. Was die D1 zu Beginn ihrer Saison erlebte und über Monate zu kompensieren suchte, das betrifft im Grunde auch uns. Nur etwas vorgezogen. Spieler, die bislang im Schatten anderer gediehen, müssen deutlicher nach vorne treten und Verantwortung übernehmen. Andere Spieler wiederum müssen ihr technisches und taktisches Spielniveau steigern. Das braucht Zeit!
Hier und da fehlt es auch an der Einstellung. In der zweiten Halbzeit beim Stand von vier zu sechs fragte ich drei Spieler auf der Bank, wer den rechten Verteidiger ersetzen möchte, weil dieser sich erschöpft hatte. Niemand wollte. Ein Spieler sagte mir, er könne grundsätzlich keinen rechten Verteidiger spielen.
Ich kann verstehen, dass jeder eine Lieblingsposition hat. Aber ich kann nicht verstehen, dass jemand es vorzieht, lieber nicht zu spielen als auf einer Position, die ihm nicht so vertraut ist. Spielen ist spielen, und dabei sein, ist alles!
Mit solch einen passiven Haltung wird man sich niemals verbessern. Wer sich Neuem und Unbekannten nicht öffnet, der bleibt in sich selbst begrenzt. Ebenso muss man freilich den Mut aufbringen, sich für seine Mannnschaft einzusetzen, auch wenn man vor einem gewissen Druck oder einer Aufgabe zurückscheut. Wer nicht kämpft, hat schon verloren! Wir machen alle Fehler, niemandem wird der Kopf abgerissen, wenn ihm mal ein Ball über den Spann rutscht.
Reines Appellieren an Sportsgeist und Einstellung werden nicht ausreichen, um zurück auf Niveau zu finden. Letztlich müssen viele kleine Puzzleteile, sportliche und charakterliche, neu zusammenfügt werden, damit wir wieder zu einem geschlossenen Mannschaftsspiel zurückfinden. Das braucht Zeit, Geduld und großes Engagement. Freilich muss man der Hertha attestieren, ein sehr gutes Spiel und eine wahrhaft spritzige, blitzsaubere Leistung hingelegt zu haben an diesem böigen Dienstag Abend in Kreuzberg.
Heulen mit den Wölfen, ist derzeit nicht angesagt. Bescheidenheit steht uns besser!
[Testspiel / Di. 3. März 2020]