AMA U15 - Rixdorfer SV U15
10 : 1
Ich denke, irgend jemand ließ unseren hübschen neuen grün-weißen Derbystar mitgehen als Trophäe für ein Spiel, bei dem das eine Team eine deftige Packung kassierte, sauber verteilt auf zwei Halbzeiten, während das andere drei Punkte und eine zufrieden stellende sportliche Leistung für sich verbuchen konnte. Jedenfalls ist der neue Ball, der als Spielball fungierte, weg, taucht seit dem Match nicht mehr auf, und ein Spieler von uns läuft ohne geliebtes Spielzeug durch den Tag. Ein kleiner Klau eines kleinen Diebes, der lediglich große Unsportlichkeit demonstrierte.
Ob ich mich auf das Rückspiel freue? Nicht wirklich, dafür halte ich die Rixdorfer einfach für zu anstrengend im Sinne von unnötig auf die Nerven gehend. Sie sind so eine Art Partyschreck wie Hrundi V. Bakshi im gleichnamigen Film von Blake Edwards, aber leider nicht so sympathisch und komisch und grundehrlich wie Hrundi. Auf der einen Seite traue ich ihnen durchaus diese charmante Trotteligkeit zu, mit der Hrundi zu Beginn des Films einen ganzer Filmset in die Luft jagt, auf der anderen quält mich ihr vorgeschobener, nahezu theatralischer Gerechtigkeitssinn in bestimmten Situationen.
Insbesondere einem Spieler von ihnen empfehle ich dringend, Jura zu studieren und seinen emphatischen Gerechtigkeitssinn tatsächlich für die richtige Sache und das Gute einzusetzen. Er fiel mir schon beim Match der Rixdorfer gegen Wilmersdorf durch einen hehren Impetus der Fairness-Einklage vor Schiedsrichter, gegnerischen Offiziellen und Publikum auf. Leider scheint er diese Rolle insbesondere bei Spielen hervorzukehren, die nicht so gut für das eigene Team laufen, was wiederum in der Logik der Sache liegt, denn warum sollte man sich oder etwaige Unfairess anprangern, wenn´s mal gut für einen läuft?
Einem mit großem Schwung und sicherlich drei gestohlenen Metern einwerfenden Spieler an der Seitenlinie allerdings ein rassistisches „Bis nach Afrika!“ zuzuwerfen, weil dessen Teint dunkler ist, zeugt nicht gerade von sportlicher Fairness. Insofern: Besser erst beim eigenen Team anfangen und sportliche Fairness dort installieren, bevor man die Einhaltung hehrer Leitsätze von anderen verlangt.
Die notorische Opferrolle hat ohnehin mittlerweile große internationale Adepten hinzugewonnen in Gestalt von in Hybris versinkenden, korrupten, selbstverliebten und allzu gewaltbereiten Machtmenschen, deren Konterfei sich allenfalls für Karikaturen eignet, bei aller Groteske aber nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass Charakter und Handeln vollständig depraviert sind. Die Masche ist so einfach, wie billig: Einfach dem Gegner stets unterstellen, er würde genau das tun, was man selber tut, dann fällt der Verdacht nie auf einen selbst. Andere um die Wahrheit betrügen, einen Krieg anzetteln oder staatliche Souveränität bedrohen, seinen Wohnsitz der Doppelmoral wegen nach Katar verlegen – feige, dreckig und gemein, ja so muss ein echter Cowboy sein!
Nun gut, hier in Beurrelyn sind es eher immer die kleinen Anfälle und Situationen, in denen die gestandene Opferrolle eingenommen wird - im Straßenverkehr, im Nachbarschafts-Clinch, beim Amateurekick. Gerade für manche pseudo-männlichen Männer ist es da wahnsinnig schwer, mal einen kleinen Fehler zuzugeben oder sich für ein Fehlverhalten zu entschuldigen. Die Schuld dem anderen unterzujubeln und möglichst dabei noch ausfällig zu werden, ist zwar nicht gerade mutig, aber suggeriert zumindest vermeintliche, wenn auch ziemlich unangebrachte Grobschlächtigkeit. Der sanfte Hrundi dagegen gewinnt am Ende des Films das Herz der Schönen - eben weil er so grundgütig und ehrlich ist.
Zur gespielten Opferrolle, zum geklauten Ball wie zum Spiel kann ich nur sagen: Geschenkt!
[8. Spieltag / Sa. 12. November 2022]